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Verhärtete Fronten bei Microsoft und AOL

05.06.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Noch immer sind sich Microsoft und AOL Time Warner nicht einig darüber, ob sie ihre Anfang des Jahres ausgelaufene Softwarekooperation verlängern sollen. 1996 hatten beide Unternehmen beschlossen, das Microsoft-Betriebssystem mit AOLs Internet-Zugangssoftware zu bündeln. Im Gegenzug wurde der Internet-Explorer der Gates-Company als Standard-Browser im AOL-Client installiert. Am vergangenen Freitag waren die Verhandlungen in Denver Insidern zufolge abgebrochen worden. Obwohl man sich am Wochenende wieder zu neuen Gesprächen traf, gibt es bislang keine Einigung.

Die Fronten sind informierten Kreisen zufolge verhärtet. Keine Partei scheint ernsthaft an einer Übereinkunft interessiert zu sein. Die Probleme sind dabei nicht neu. Microsoft ist nach wie vor ein Dorn im Auge, dass der "AOL Instant Messenger" (AIM) nicht mit den Instant-Messaging-Angeboten der Konkurrenz wie dem "MSN Messenger" des Softwareriesen kompatibel ist. Zudem ist die Gates-Company erzürnt über ein Exklusiv-Abkommen von AOL mit Real Networks, dessen Audio- und Video-Streaming-Technologie als einziges Format von der AOL-Software unterstützt wird, Microsofts "Windows Media Player" hingegen nicht. Zudem ist man in Redmond wenig begeistert über die Lobbying-Aktivitäten von AOL, das in dem andauernden Kartellverfahren Position gegen Microsoft bezieht. "AOL setzt sich in Washington, D.C., und bei der Europäischen Union gegen das Produkt ein, mit dem sie ihre eigenen Lösungen vertreiben wollen", erklärte ein Microsoft-Insider. "Ist das die Grundlage

für eine Partnerschaft?"

AOL hingegen ist wenig angetan von Microsofts neuem Instant-Messaging-Service, der fest in das neue Betriebssystem Windows XP integriert sein soll. Am gestrigen Montag stellte die Gates-Company die Betaversion des "Windows Messenger" vor, der in seiner endgültigen Fassung zusammen mit Windows XP am 25. Oktober 2001 erhältlich sein wird.