Entwicklungstendenzen der Datenfernübertragung

Verbundnetze müssen sich selbst kurieren

18.04.1975

PARIS - "Zukunfts-Verbundnetze werden sich selbst rekonfigurieren", sagte Lewis Branscomb, Vizepräsident und Chefwissenschaftler der IBM auf einer OECD-Konferenz (Organisation for Economic Cooperation and Development) voraus. In seiner Ansprache über Datenübertragungs-Technologien stellte Branscomb fest, daß " die Forderung nach Online-Diagnose in Satelliten- oder Datenfernübertragungs-Systemen zunimmt". Erste Erfahrung mit Online-Diagnose haben gezeigt, daß diese Technik durchaus möglich sei; - ja sogar eine "Bereinigung von logischen Fehlern in der Software im Online-Verfahren".

Viele Probleme, die der Anwender in der Vergangenheit mit der begrenzten Ausbaukapazität der Zentraleinheiten hatte, werden sich in Zukunft von selbst lösen.

"Systemsteuerungsprogramme mit Tausenden von Modulen werden in zukünftigen Verbundnetzen ihre Verwendung finden. Die einzelnen Module können vom Anwender entsprechend seinen Wünschen zusammengesetzt werden und somit den Datenübertragungsanforderungen gerecht werden.

Hauptanwendungs-Bereiche

Als Hauptanwendungsbereiche im Datenübertragungssektor sieht Branscomb Dialogsysteme mit Responsezeiten von ein bis zwei Sekunden, Datenübertragungen innerhalb von wenigen Minuten, Background-Verarbeitung im Timesharing-Betrieb und Abfragesysteme für Remote-Job-Terminals mit Antwortzeiten zwischen einigen Sekunden und Minuten und schließlich Routine-Verarbeitungen, die mehrere Stunden laufen. Die Datenfernübertragung wird die Technologie der Zukunft sein, stellte Branscomb fest; indem sie die Automatisierung vieler Bereiche der Wirtschaft und Verwaltung möglich macht.

Satellit mit Verstärkerfunktion

In vielen Ländern bieten "Interims-Datenübertragungslösungen" die Möglichkeit für Versuche, so Branscomb, aber diese Systeme seien meist nicht kompatibel und die Prozeduren für eine Optimierung der Datenübertragung sehr unflexibel. Branscomb stellte die Forderung nach einem internationalen kompatiblen Datenübertragungssystem, das sämtliche Anwendungsmöglichkeiten einschließt". Als Voraussetzung dafür beschrieb Branscomb kostengünstige Bodenstationen, die Daten direkt zum Satelliten senden und wieder empfangen. Dabei würde der Satellit ungefähr die Funktion eines Verstärkers wahrnehmen, und eine Nachricht könne in jeder beliebigen Bandbreite auf die Bodenstationen übertragen werden. Dafür seien nicht einmal physische Umschalteinheiten notwendig, erklärte Branscomb. Mit einem Timesharing-Multiplexer-System könnten Hunderte von Anwendern an diesem System teilnehmen. Andererseits sei es möglich, die gesamte Bandbreite des Satellitenkanals auf eine Bodenstation zu übertragen, um Millionen von Informationen von einer Zentraleinheit auf eine andere zu übertragen, um zum Beispiel große Datenbanken auf den neuesten Stand zu bringen.