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Verbraucherschützer fordern staatliche Überprüfung der RFID-Technik

22.06.2004

Datenschutzverfechter haben gestern auf einem Workshop der Federal Trade Commission (FTC) eine umfassende staatliche Überprüfung aller potenziellen Auswirkungen angeregt, die die Funktechnik Radio Frequency Identification (RFID) auf die Privatsphäre haben kann.

Einige RFID-Befürworter unter den Referenten hoben insbesondere das Kostensenkungspotenzial der Technik im Supply-Chain-Bereich hervor. Sie sprachen sich für eine Aufklärungskampagne aus, um die Öffentlichkeit über die Vorzüge von RFID zu informieren. "Hier gilt es, zwischen einer echten Aufklärungs- und einer Marketingkampagne zu unterscheiden", gab Beth Givens, Director des Privacy Rights Clearinghouse, zu bedenken. Selbst wenn mit einer weit verbreiteten RFID-Etikettierung etwa von Kleidung und Elektrogeräten erst in einigen Jahren zu rechnen sei, erforderten die zunehmende RFID-Berichterstattung und die wachsenden Bedenken auf Seiten der Konsumenten eine technische Überprüfung im großen Stil, so Givens.

John Parkinson, Vice President und Cheftechnologe bei Capgemini SA sowie Chairman der Information Technology Association von der RFID Standards Task Group, schlug vor, dass sich Retailer und andere RFID-Nutzer auf Richtlinien für einen angemessenen Einsatz der Technik einigen und die Öffentlichkeit über die potenziellen Anwendungsbereiche informieren. "Es ist wichtig, jetzt mit den Verbrauchern zu kommunizieren", so Parkinson. Diesen könnte man einige Sorgen nehmen, denn die Befürchtungen beträfen häufig Dinge, von deren Umsetzung die Industrie heute lediglich träumen könne.

Nach Meinung von Givens gehen die bisherigen Vorschläge zum Schutz der Verbraucher nicht weit genug. Wenig zweckdienlich sei beispielsweise die Idee, Kunden die Möglichkeit zu geben, die RFID-Tags nach dem Verlassen des Ladens außer zu Gefecht zu setzen. "Eine Mutter mit zwei kleinen Kindern und einem vollen Einkaufswagen wird kaum Lust und Zeit haben, jedes einzelne erworbene Produkt durch einen Scanner zu ziehen, um den Tag lahm zu legen", so Givens. Verunsichert könnten sich die Konsumenten auch dadurch fühlen, dass der Retailer ein Rückgaberecht möglicherweise mit der Unversehrtheit beziehungsweise Aktivität der Tags verknüpft. Zudem löse das nachträgliche Blockieren der Etiketten nicht das Problem des umstrittenen Trackings innerhalb des Ladens.

Andere Referenten halten ein staatliches Eingreifen zum jetzigen Zeitpunkt für verfrüht. Sie plädieren dafür, dass der freie Markt die Regeln für die RFID-Nutzung festlegt. "Wir müssen erst einmal herausfinden, was die Technik tatsächlich kann, bevor wir hier die Bremsen anziehen", argumentiert etwa Mallory Duncan, Senior Vice President der National Retail Foundation. (kf)