Massive Kritik an den "Knebelungsverträgen":

VDRZ stellt kommunale Gebiets-RZ in Frage

09.03.1979

HANNOVER (ee) - Der Verband Deutscher Rechenzentren e. V. (VDRZ) nimmt die Querelen um die kommunalen Gebietsrechenzentren in Reutlingen und Karlsruhe zum Anlaß, die Notwendigkeit von kommunalen Gebietsrechenzentren überhaupt in Frage zu stellen. Nach Auffassung des Verbandes sei eine Vielzahl von Städten und Gemeinden quasi durch "Knebelungsvertrag" und Umlagebeschluß gezwungen, erhebliche Mittel an die kommunalen Rechenzentren abzuführen.

Die EDV-Auswertungen sind in der Regel wenig differenziert und auf die strukturell unterschiedlichen Belange der einzelnen Kommunen abgestimmt. Darüber hinaus ist häufig hierfür ein Entgelt zu entrichten, das um ein Vielfaches höher läge, als gemeinhin für vergleichbare Auswertungen in einem gewerblichen Rechenzentrum zu entrichten ist.

Die Große Kreisstadt Calw war vor längerer Zeit aus dem kommunalen Rechenzentrum Karlsruhe ausgeschieden, worauf im September 78 das regionale Rechenzentrum eine Klage gegen den Dissidenten auf Zahlung eines verwirkten Umlagebetrages (für sonst fällige Auswertungen) von 76 000 Mark angestrengt hat. Die Klage wurde im Schiedsverfahren abgelehnt. Seitdem läßt Calw in einem gewerblichen Service-Rechenzentrum für zirka 50 Prozent der bisherigen Auswertungskosten arbeiten.

Nun will auch Rottweil aus dem kommunalen Rechenzentrum in Reutlingen ausscheren. Die massive Kritik aus allen Fraktionen richtet sich gegen die Schwerfälligkeit und Undifferenziertheit der Auswertungen und deren Preise.

Der Verband Deutscher Rechenzentren hat bereits mehrfach auf die Zweckentfremdung von Steuergeldern durch die Etablierung von kommunalen Rechenzentren hingewiesen, in der er einen massiven Eingriff in die Wettbewerbsbalance sieht.

"Es ist an der Zeit" so ein VDRZ-Sprecher in Hannover "daß offen die Frage gestellt wird, ob die kommunalen Gebietsrechenzentren nützen oder schaden."