Value Added Harmony

25.07.1986

Ein Heimspiel der Münchner, sprich: der Siemensianer, konnten die Fans des "Münchner Kreises" anläßlich seines Kleinkongresses zum Thema "Value Added Services" verbuchen. Mehr als 20 Prozent der Liberalisierungs-Schlachtenbummler, die vom VAS-Thema neben Markt- wohl auch politische Denkanstöße erwartet hatten, blieben "in town".

Das Münchner Parkett gedieh denn auch unter den Referaten der Post- und Siemens-Sprecher zur X-Schichten-Spielwiese. Aufbauend auf Schicht 1, der reinen Transportfunktion, ist alles irgendwie ein Mehrwert, der irgendwie vermarktet werden kann. Nur ein bißchen reguliert muß es dabei zugehen, und die Schnittstellen müssen "sakrosankt" sein, damit sich die wachstumsträchtigen Markte der Informationsdienste, der Endgeräte und der universellen Vermittlungstechnik, zu unser aller Nutzen (und Frommen) ungestört von etablierten Mail-box-Services und eingefahrenen Herstellerstandards entwickeln können. Die harmonische Vision fand viel Beifall.

Lizenziert wird in der Bundesrepublik nicht, denn im Non-voice-Bereich ist so ziemlich alles erlaubt, was dem Großanwender gefällt und seinen Kunden geziemt, also gut zu verkaufen ist. Auch eine Lösung für ein quasi-soziales Anliegen boten die deutschen Mehrwertschöpfer an: Mehr Intelligenz ins öffentliche Netz, damit der kleine und mittlere Anwender sich flächendeckend mit seinen Kommunikationsbedürfnissen verstanden und vertreten fühlen kann. Komfortmerkmale der heutigen Fernsprechtechnik als Jedermann-Service im öffentlichen ISDN-Leistungsspektrum und solche als langlebige Dienste, dies seien die wesentlichen Zukunftsinvestitionen. Nutzer stellten sich dann schon ein. Wem zu solchen Planspielen "Btx" einfällt, ist selber schuld.

Zugegeben, im Voice-Sektor muß leider, leider über den Umweg einer nutzungszeitabhängigen Tarifierung in die Applikationsvollen gegangen werden; aber das scheint hauptsächlich für IBM ein Wermutstropfen zu sein und sicher kein Eigentor der Münchner.