Grünes Licht aus Deutschland

USA wollen Sun nicht als Hüter eines Java-Standards

07.11.1997

Sun versucht derzeit vehement, den Status "Publicly Available Specification Submitter" (PAS) zu erlangen. Damit hätte die Firma das alleinige Recht, einen künftigen Java-Standard zu kontrollieren. In der Vergangenheit hatten den PAS-Status allerdings fast ausnahmslos unabhängige Industriekonsortien oder Organisationen erhalten. Laut ISO-Statuten kann er aber durchaus einer profitorientierten Firma zugesprochen werden.

In der mittlerweile zweiten Abstimmungsrunde (Ende: 14. November 1997) will ausgerechnet das Heimatland des Java-Erfinders verhindern, daß die Firma von CEO Scott McNealy die Kontrolle behält. Weh dem, der Böses dabei denkt, daß das Treffen der US-Delegation in Redmond stattfand - es gibt keine Beweise für eine Intervention des Erzrivalen Microsoft.

Zumindest auf andere Gremien aber nimmt der Softwaregigant aus Redmond deutlichen Einfluß. So bekannte Bill Gates in seiner Keynote-Ansprache auf der Seybold Publishing Conference am 1. Oktober 1997 in San Franzisko: "Wir investieren wirklich viel in diese Standardisierungs-Gruppen. Wir haben mehr Leute im World Wide Web Consortium (W3C) und der Internet Engineering Task Force (IETF) sitzen als irgend jemand sonst, weil wir glauben, daß wir damit das Marktwachstum beeinflussen."

Von deutscher Seite jedenfalls gibt es - genauso wie bereits aus Australien, Dänemark, Frankreich, Schweden und Ungarn - grünes Licht für den Sun-Antrag. Das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN) hat am 27. Oktober für die Anerkennung von Sun als Java-Gralshüter gestimmt.