Storeboard-Marktanalyse belegt den 386er-Boom

USA: PC-Anwender legen Wert auf viel Power

05.05.1989

DALLAS (IDG) - Im Wettlauf auf dem amerikanischen PC-Markt schließt der texanische Anbieter Compaq immer dichter zum Spitzenreiter IBM auf. Apple hingegen fällt, was die verkaufte Stückzahl betrifft, deutlich zurück. Doch die Menge ist es nicht allein: Der Trend geht zum höherwertigen Gerät, die Umsätze entwickeln sich besser.

Compaq-Boß Joseph "Rod" Canion schwimmt weiter auf der Woge des Erfolgs. Jüngst widmete das Wall Street Journal dem Aufsteiger aus Dallas eine weitere Titelgeschichte - Fazit: Nur ein einziger PC-Hersteller ist der IBM wirklich auf den Fersen. Diese Aussage belegt auch das Ergebnis der Storeboard-Marktforschung für die beiden ersten Monate des Jahres 1989. Danach verfehlte Compaq im Februar beim Stückzahl-Marktanteil die 20-Prozent-Marke nur um ein halbes Promille. Während die Texaner weiter vorrücken, stagniert Big Blues "Market Share" im PC-Fachhandel: Er betrug im Februar nur 31,7 Prozent, obwohl IBM die kleinen Rechner verstärkt über Händler vertreibt. Allerdings könnte die Position des Marktführers besser sein, so die Erkenntnis der Storeboard-Analysten, wenn die PS/2-Systeme nur in ausreichender Zahl geliefert werden könnten.

Schlecht steht hingegen Apple da. Chairman John Sculley, der mit zweieinhalb Millionen Dollar Jahreseinkommen viel besser bezahlt wird als Compaq-Chef Canion (1,9 Millionen Dollar) oder gar der vergleichsweise kurzgehaltene John Akers in Armonk (15 Millionen Dollar), schaffte es nicht, einen Einbruch in den Verkaufszahlen zu verhindern. Im Februar gingen 8,6 Prozent weniger Apples und Macs über den Tresen als ein Jahr zuvor; nur wegen höherer Preise schlug dies nicht auf die Einnahmen durch.

Nicht nur Preiserhöhungen puschen derzeit die Umsätze der PC-Hersteller, sondern auch die Nachfrage nach besserer Ausstattung. Der Trend geht zum Kleinrechner mit schnellem Prozessor. Inzwischen hängten die von 386ern angetriebenen Mikrocomputer die "klassischen" 8086/8088-PCs ab; jedes fünfte Gerät gehörte zu dieser Leistungsklasse. Marktführer ist und bleibt hier Compaq, unangefochten an der Spitze mit 47 Prozent der im Fachhandel umgeschlagenen 386er-Rechner. Der Anteil der High-end-Modelle am Gesamtabsatz dieses Herstellers hat inzwischen stattliche 45 Prozent erreicht. Zweitgrößter Anbieter im 386-Markt ist die IBM mit 28 Prozent. Unter den sonstigen Herstellern der schnellen PCs ist übrigens auch die japanische NEC, die ungeachtet ihres Plagiatsprozesses mit dem Chiphersteller Intel Produkte auf Basis des Intel-Prozessors 386sx vertreibt, und Fachhandels-Newcomer HP, der den Laserprinter- Vertriebspartnern jetzt auch PCs andient.

Der von IBM forderte Mikrokanal gewinnt indessen still und heimlich an Boden: 55 Prozent der über Händler verkauften "Personal Systems" von IBM waren in den ersten Wochen des Jahres mit dem MCA ausgestattet; das Modell 50 lag innerhalb des PS/2-Sortiments von Big Blue weiterhin an der Spitze, allerdings dicht gefolgt von dem AT- kompatiblen Typ 30/286.