Experten aeussern strukturpolitische und technische Bedenken

USA: Clinton-Administration plant elektronischen Highway

26.02.1993

Wie in Washington bekannt wurde, befasst sich ein von Vizepraesident Gore beauftragter Expertenkreis mit der Konzeption eines derartigen Kommunikationsnetzes, das auf Glasfasertechnik basieren soll. Das Projekt knuepft an den bereits 1991 von Gore initiierten "High Performing Computing Act" an, - einer Art "neuem elektronischen Rueckgrat der Nation", wie der fruehere Senator und derzeit zweite Mann der USA seinerzeit formulierte.

Im Vordergrund der Beratungen steht nun vor allem die Grundsatzfrage, ob die Regierung in Washington den Aufbau des Netzes an sich ziehen oder die Privatwirtschaft die Investitionen vornehmen, dann aber das Netz auch in eigener Regie betreiben soll. Unabhaengig davon ist der Bau einer landesweiten "Datenautobahn" derzeit jedoch noch mit einer Reihe finanzieller, juristischer und struturpolitischer Unwaegbarkeiten behaftet.

Insbesondere die Finanzierbarkeit eines Projektes dieser Groessenordnung ist derzeit Gegenstand von Untersuchungen zahlreicher privater und staatlicher Forschungseinrichtungen. Die meisten Studien gehen mittlerweile davon aus, dass sich die Gesamtkosten zwischen 200 und 300 Milliarden Dollar bewegen und eine entsprechende Netzinfrastruktur fruehestens bis zum Jahr 2015 zur Verfuegung stehen duerfte. Gerade der Zeitfaktor spielt jedoch nach Ansicht der Fachleute die entscheidende Rolle, weil einerseits die Privatwirtschaft mit dem Aufbau eines solchen Netzes ueberfordert sei, andererseits aber Investitionen zum Ankurbeln der Wirtschaft dringend benoetigt wuerden.

Darueber hinaus sei, wie die Wirtschaftswissenschaftler betonen, auch nicht garantiert, dass alle Anwender beziehungsweise Teilnehmer von einem solchen Netz profitieren wuerden - insbesondere wenn, wie zu befuerchten ist, private Betreiber zu hohe Preise fuer Dienstleistungen fordern koennten. Genau an diesem Punkt scheiterten aber, so die Argumentation der Kritiker, auch bisher alle Versuche, bereits existierende Vorlaeufer einer landesweiten Datennetzstruktur zu verbinden beziehungsweise darauf aufzubauen.

So haette im vergangenen Jahr eine Reihe von US-Gerichten in einigen Bundesstaaten den dortigen Kabel- und Telefongesellschaften gestattet, Telefon- und Kabeldienstleistungen in den jeweils gegenseitigen Netzen anzubieten. All diese Entscheidungen befinden sich aber in Revision, und Rechtsexperten gehen davon aus, dass mit dem Abschluss der Verfahren fruehestens in drei Jahren gerechnet werden koenne. Gerade vor diesem Hintergrund wird deshalb die Erfolgsaussicht, landesweite Telefon-Companies wie Baby Bells, internationale TK- Giganten wie AT&T oder Sprint sowie die unueberschaubare Anzahl von Kabelgesellschaften fuer das Projekt eines nationalen elektronischen Highways unter einen Hut zu bringen, als gering eingestuft.

Darueber hinaus sind nach Meinung von Insidern bereits heute in den Vereinigten Staaten genuegend ueberregionale Glasfaserstrecken vorhanden, die nur noch entsprechend ausgebaut werden muessten. Das Problem liege vielmehr im Anschluss dieser Verbindungen an lokale Netze. Experten begruenden dies mit der Tatsache, dass viele der Telefon- und Kabelgesellschaften nicht in dem Masse auf Glasfaserkabel setzen, wie gemeinhin angenommen wird. Zwar sollen juengsten Untersuchungen zufolge rund 80 Prozent aller ueberregionalen Verbindungen im Telefonverkehr ueber Glasfaser abgewickelt werden, viele der lokalen Companies haben aber in ihren Netzen einen Lichtwellenleiter-Anteil von hoechsten fuenf Prozent.