Nationales IP-Netz mit Cisco Systems geplant

US West und Frontier widerstehen der Versuchung durch Qwest

25.06.1999
MÜNCHEN (CW) - Im amerikanischen TK-Markt wird weiter mit harten Bandagen gekämpft. Im Übernahmepoker mit Global Crossing um die Telefonnetz-Betreiber Frontier und US West mußte Qwest Communications einen Rückschlag hinnehmen. Die Aufsichtsräte von US West und Frontier erteilten dem Unternehmen eine Abfuhr.

Im ersten Anlauf des Versuchs einer feindlichen Übernahme ist Qwest auf die Nase gefallen. Der landesweit operierende Carrier handelte sich zuerst vom Aufsichtsrat der Frontier Corp. und dann von US West einen Korb ein. Qwest hatte am 13. Juni 1999 für beide Netzbetreiber ein Kaufangebot in Höhe von rund 55 Milliarden Dollar lanciert, auf Grundlage des damals gültigen Kurses der Qwest-Aktie. Joe Nacchio, CEO von Qwest, kam mit dieser Offerte dem Anbieter weltweiter Netzinfrastruktur, Global Crossing, in die Quere. Das auf den Bermudas beheimatete Unternehmen hatte im Vorfeld für beide Carrier 42 Milliarden Dollar geboten und bereits die Zusage für den Deal.

Der Qwest-Vorstoß scheint die geplante Akquisition von US West und Frontier durch Global Crossing jedoch nicht zu gefährden. Die Wallstreet hat dem Unternehmen aus Denver, Colorado, nämlich einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Nach Bekanntwerden der Übernahmepläne fiel die Qwest-Aktie in ihrem Wert fast um ein Viertel. Sehr zum Leidwesen von Nacchio, der pro Frontier-Wertpapier 20 Dollar in bar plus 1,226 Qwest-Aktien geboten hatte.

Gute Karten für Global Crossing

Unter dieser Voraussetzung konnte das Qwest-Angebot die Führungsriegen von Frontier und US West kaum in Versuchung führen. Die derzeitige Bewertung zugrunde gelegt, bewegt sich die Qwest-Offerte mit rund 64 Dollar je Frontier-Aktie nur noch einen Dollar über dem Angebot von Global Crossing und ist damit uninteressant.

Das Interesse von Qwest an Frontier und US West ist jedoch ungebrochen. Um sich im amerikanischen Markt besser zu positionieren, benötigt die Company dringend einen größeren Kundenstamm. US West käme deshalb gerade recht. Der Carrier bietet Sprachdienste in 14 Bundesstaaten an und würde auf einen Schlag 25 Millionen Kunden einbringen. Mit Frontier gewänne Qwest ferner einen überregional agierenden Anbieter, der auf TK-Services für kleine und mittelständische Unternehmen spezialisiert ist. Wegen dieser Aussichten ist Nacchio wohl auch bereit, sein Angebot noch nachzubessern.

Zweifel der Analysten, ob Qwest ohne Partner überhaupt noch ein höheres Angebot vorlegen könne, wies Nacchio zurück. "Es besteht keine Notwendigkeit für einen Partner, der uns zu Hilfe eilt", sagte er. Insider hatten spekuliert, daß möglicherweise Bellsouth in die Bresche springen könnte. Der Netzbetreiber hatte kürzlich zehn Prozent an Qwest erworben und selbst Übernahmeabsichten an dem Unternehmen angemeldet.

Die Hoffnungen von Qwest, sich doch noch Frontier und US West einverleiben zu können, haben unterdessen einen weiteren Dämpfer erfahren. US West hat sich mit 9,5 Prozent bei Global Crossing eingekauft und damit eine Übernahme durch Qwest zusätzlich erschwert. Einen Erfolg konnte Nacchio aber dennoch melden. Das Unternehmen wird zusammen mit Cisco Systems in den Vereinigten Staaten eines der größten IP-basierten Netzwerke errichten. Vielleicht stimmt diese Nachricht die Börsianer in der Bewertung der Qwest-Aktie um.