US-Version von IBM-Star Office moeglicherweise schon im Juni Deutsches PC-Softwarehaus soll OS/2-Anwendungsloch stopfen

17.03.1995

HANNOVER (ade) - Zu ungeahnten Ehren kommt die Hamburger Softwareschmiede Star Division: Die IBM will mit den uebernommenen Rechten an der Buerosuite "Star Office" das bestehende Defizit an OS/2-Applikationen in den Griff bekommen. OS/2 scheint auch der Grund zu sein, weshalb fuehrende Angestellte von IBMs Personal- Software-Products-(PSP-)Division moeglicherweise das Handtuch werfen wollen.

Nach der bisher relativ erfolglosen Zusammenarbeit mit Lotus bezueglich des Bueropakets "Smartsuite" geht die IBM nun erneut eine OS/2-Partnerschaft mit einem Anbieter einer Office-Suite ein. Diesmal fiel die Wahl auf die deutsche Star Division GmbH. Im Rahmen der, wie es offiziell heisst, "Entwicklungs- und Vertriebskooperation" kauft Big Blue die Rechte fuer die aus "Star Writer 3.0", "Star Calc 3.0" sowie "Star Draw 3.0" bestehende integrierte Buerosuite "Star Office".

"Star Division steht kuenftig im Mittelpunkt", machte Richard Seibt, mittlerweile zum obersten deutschen Softwerker bei der IBM avanciert, die Relevanz dieses Deals deutlich. Das Applikationspaket solle in Kuerze unter dem Label "IBM-Star Office" an die Klientel abgegeben werden. IBMs Ziel ist es, so die einhellige Meinung von Marktbeobachtern, endlich dem seit Jahren bestehenden Mangel an OS/2-Applikationen abzuhelfen. Eine englische Version des Pakets koenne moeglicherweise schon auf der naechsten PC-Expo in New York folgen.

Auch Marco Boerries, Gruender und Inhaber der norddeutschen Softwareschmiede, macht aus seiner Freude ueber den Vertragsabschluss keinen Hehl: "Das ist ein sehr lukratives Abkommen fuer uns", kommentiert der Manager den weltweit gueltigen Vertrag mit dem DV-Riesen aus Armonk.

Geruechten zufolge laesst sich IBM die Programmsammlung einiges kosten: 40 Millionen Dollar jaehrlich, so munkeln Brancheninsider, wird Big Blue fuer das Office-Paket in den naechsten drei Jahren auf den Tisch legen. IBM-Softwarechef Seibt sowie Boerries wollten diese Zahl jedoch weder bestaetigen noch dementieren.

Auch die auf der CeBIT '95 geaeusserten Spekulationen mancher Brancheninsider ueber gravierende personelle Veraenderungen in der IBM-Fuehrungsriege bleiben vorerst noch unbestaetigt. So sollen Lee Reiswig, General Manager der PSP-Division, Paul Giangarra, langjaehriger Chefdesigner und massgeblicher Ideenlieferant fuer OS/2, und John Soyring, als Director of Strategic Relations taetig, angekuendigt haben, das Unternehmen zu verlassen.