US-Regierung versus IBM

09.10.1974

New York City, USA.

"Die IBM beherrscht nicht nur den allgemeinen Computermarkt, sondern hat inzwischen auch einen Teil des Peripherie-Geschäfte an sich gerissen." So heißt es in einer ausführlichen Anklageschrift gegen den internationalen Computergiganten, die von der US-Regierung letzte Woche verabschiedet wurde.

Die neue Anklage wurde dem Federal Distract Court vorgelegt, um den schon sechs Jahre laufenden Fall durch einen Prozeß Anfang nächsten Jahres abschließen zu können.

Sollte dieser Prozeß entsprechend den Anforderungen der US-Regierung enden, wird das weltweite Konsequenzen haben: Sämtliche lBM-Aktivitäten müssen so lange unterbrochen werden, bis sie vollständig von den USA aus gesteuert werden können.

In einer Aufstellung für den Prozeß fordert das U. S. Department of Justice eine klare Entscheidung vom Gerichtshof über folgende Anklagepunkte:

Hat die, IBM sich im Peripheriegeschäft eine ebenso starke Monopolstellung verschafft als im übrigen Computermarkt?

Beweist das gleichbleibend hohe Gewinn-Niveau der IBM im Vergleich zu anderen Herstellern der Branche ihre eindeutige Marktführerposition?

Hat die IBM das Recht, höhere Preise als die Konkurrenz zu machen?

Ist die IBM berechtigt, Standards für das Computergeschäft vorzuschreiben?

Hat die IBM vorsätzlich falsche Aussagen über die Kapazität, die Spezifikation und die Lieferzeit von Softwarepaketen und anderen Produkten verbreitet?

Hat die IBM das Wachsen der Hersteller von Geräten und Verfahren zur Messung von Computerleistung (Monitoring) dadurch verhindert, daß solche Geräte bei IBM im Preis der Hardware bereits enthalten sind und wurde durch diese Geschäftspolitik eine objektive Messung von Computerleistung verhindert?

Hat die IBM bestimmte Produkte nur angeboten, um einen Konkurrenzkampf zu verhindern, mit der Absicht, diese Produkte niemals zu liefern? Als Beispiele werden angeführt die Ankündigung der 2319 A, 2319 B, 360/40, 360/67 und die Serie 360/90.

Gibt es bei IBM nur deshalb Rabatte für EDV Schulung, damit sichergestellt ist, daß die künftigen Anwender ausschließlich mit IBM-Systemen vertraut sind?

Zum Abschluß der Anklageschrift weist die US-Regierung darauf hin, daß die IBM ihr Leasing-Geschäft durch Manipulation der Leasing- und Einkaufspreise gefördert und für den Anwender so attraktiv gemacht hat, daß dadurch anderen Herstellern der Eintritt in den Computermarkt noch mehr erschwert wurde.