Erfüllung der Gosip-Richtlinien bis 1997

US-Raumfahrtbehörde Nasa macht jetzt mit der OSI-Migration ernst

22.05.1992

WASHINGTON D.C. (IDG) - Endgültig auf den OSI-Zug aufspringen möchte die US-amerikanische National Aeronautics and Space Administration (Nasa). Die Raumfahrtbehörde wird demnächst eine auf einem Fünfjahresplan aufbauende Migrationsstrategie veröffentlichen, deren Ziel der Einsatz von weitgehend den Gosip-Richtlinien entsprechenden Protokollen sowohl im eigenen Netz als auch in der Kommunikation mit externer Partnern ist.

Die Gosip-Bestimmungen (Government OSI Profile) - in den USA sehen vor, daß bei allen Neuinstallationen organisationsübergreifender Netze im Bereich der öffentlichen Verwaltungen Protokolle zum Einsatz kommen, die sich an den im ISO-OSI-Referenzmodell definierten und verabschiedeten Standards orientieren. Als eine der ersten großen nationalen Administrationen will die Nasa diesen Beschluß nun in die Tat umsetzen. Grundlage hierfür ist ein aus Kreisen des Nasa-Managements vorab bekanntgewordenes Strategiepapier, daß einen konkreten Fahr- und Zeitplan für die OSI-Migration enthält.

Demnach ist vorgesehen, bis 1997 in einem Zweistufenplan sämtliche proprietären Altlasten über Bord zu werfen. Wie ferner publik wurde, war eine spezielle Gosip-Arbeitsgruppe der Nasa bereits seit letztem Jahr damit beschäftigt, entsprechende Initiativen und Vorgehensweisen auszuarbeiten. Der Entwurf liegt nun den Nasa-Verantwortlichen zur Entscheidung vor, die - wie allseits erwartet wird - voraussichtlich noch in diesem Monat grünes Licht geben.

In einer ersten Phase sollen in den insgesamt zehn Nasa-Raumfahrtzentren unter anderem TCP/IP, Decnet und IPX als "Kurzzeit-Protokolle" eingeführt und gleichzeitig entsprechende Übergänge zu bestehenden SNA- und Appletalk-Umgebungen geschaffen werden. Nach Ablauf von drei Jahren beabsichtigen die DV-Planer der Nasa dann, auf Basis der drei genannten Protokolle und Netzwerkarchitekturen den vonständigen Übergang zu OSI zu vollziehen.

Wie viele Anwender, die mit einer OSI-Migration liebäugeln, entschloß man sich zu einem behutsamen Vorgehen. Grund: die nach wie vor geringe Verfügbarkeit von OSI-Lösungen "Die Arbeiten der Projektgruppe haben leider entsprechende Marktanalysen bestätigt", erklärte Lynwood Randolph, Nasa-Verantwortlicher für den Bereich Management-Programme. Daher sei es für seine Behörde unmöglich, "von heute auf morgen den Übergang zu OSI zu bewerkstelligen".

Für TCP/IP, Decnet und IPX habe man sich, so Randolph, aufgrund der "relativ großen Verbreitung entschieden". Dies sei nicht nur in der Kommunikation mit wichtigen Kooperationspartnern, etwa Universitäten, Forschungseinrichtungen und großen Herstellern deutlich geworden, sondern dafür sprächen auch Erfahrungen, die man im Rahmen kleinerer Projekte selbst gemacht habe. Erster wesentlicher Schritt nach der offiziellen Verabschiedung der OSI-Strategie müsse zunächst die Realisierung einer Koexistenz von OSI-Produkten, TCP/IP und anderen Protokollen sein. Dies zu bewerkstelligen sei allerdings ein Prozeß, der derzeit nur "von Tag zu Tag vorangetrieben werden kann".

Unterstützung erhoffen sich die Nasa-Planer auch von insgesamt zwölf Arbeitsgruppen, die unter der Federführung eines "Inter-Center-Committees" jeweils aktuelle und spezifische Bereiche betreffende Migrationsprobleme diskutieren und entsprechende Lösungsvorschläge ausarbeiten sollen. In den einzelnen Gruppen- sind auch Mitarbeiter der wichtigsten Nasa-Partnerfirmen wie Boeing, Rockwell und McDonnell Douglas vertreten. Mittelfristig ist nach Angaben des Nasa-Managers Randolph vorgesehen, auf der Basis dieser Arbeitsgruppen eine gemeinsame Koordinierungsstelle für das firmenübergreifende Networking auf OSI-Basis einzurichten.