IT-Branche im Wahlkampffieber

US-Präsidentschaftskandidaten auf Stimmenjagd im Silicon Valley

28.05.1999
SAN FRANZISKO (CW) - In den USA hat der Kampf um die Präsidentschaftskandidatur begonnen. Dabei entpuppt sich das Silicon Valley bereits im Vorfeld der Preselections (Vorwahlen) als einer der zentralen Schauplätze im Rennen um das höchste Amt im Staate.

Nachdem sich die IT-Unternehmen bei vorangegangen Wahlen noch zurückgehalten hatten, werfen sie nun nicht nur ihr Geld, sondern auch ihre Bedeutung als einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes in die Waagschale. So konnte sich der demokratische Vizepräsident Al Gore bereits 40 prominente Unterstützer im Silicon Valley sichern, darunter Yahoo-Gründer Jerry Yang sowie den Mitbegründer von Netscape Marc Andreessen. Bill Bradley, Ex-Senator und parteiinterner Konkurrent Gores in den Vorwahlen, soll erst kürzlich eine Spende in Höhe von 1,1 Millionen Dollar kassiert haben und weiß Apple-Chef Steve Jobs hinter sich.

Für den Anwärter der Republikaner, George W. Bush, gilt Floyd Kwamme, Teilhaber eines Ven- ture-Capital-Unternehmens, als Schlüsselfigur in der Region. Kwamme fühlt sich vor allem durch Einmischungen der gegenwärtigen Regierung in seiner Unternehmerfreiheit gestört und betrachtet daher Bush als Hoffnungsträger für die High-Tech-Zunft.

Steuern und Regulierungen treffen den Nerv der Branche_VS:Das Establishment im Silicon Valley befürchtet, daß der Ausgang der Präsidentschaftswahl Entscheidungen beeinflussen wird, die auch das eigene Business berühren. So treffen in erster Linie strittige Rechtsfragen im Zusammenhang mit dem Jahr-2000-Problem sowie die Steuer- und Regulierungspolitik den Nerv der Branche. Noch immer sind die beiden Antitrust-Verfahren gegen Microsoft und Intel anhängig, was in Kalifornien verständlicherweise keine Begeisterungsstürme hervorruft. Bush rennt daher offene Türen ein, wenn er verspricht, daß unter ihm staatliche Einmischungen reduziert und spezielle Anliegen der Branche besser berücksichtigt werden - etwa eine Lockerung der Einreisebestimmungen für Fremdarbeiter.

Die Bemühungen des Expräsidenten-Sohnes scheinen erste Früchte zu tragen: In einer ganzseitigen Anzeige der "San Jose Mercury News" sprachen sich 50 Vertreter der High-Tech-Szene für die Wahl Bushs zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner aus. Apropos Bemühungen: Nach jüngsten Untersuchungen erhöhten sich die Spenden der Computerindustrie seit 1992 um mehr als das Doppelte. Während die Branche im vorletzten Wahlkampf 4,8 Millionen Dollar herausrückte, konnte sie 1996 schon 8,8 Millionen Dollar erübrigen und ließ für die Wahlen, die erst 2000 stattfinden, bereits 1998 satte 9,2 Millionen Dollar in die Kassen der Politiker fließen.