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US-Kongress lässt sich von Superhacker Mitnick aufklären

03.03.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der US-Kongress hat gestern den als Superhacker bekannt gewordenen Kevin Mitnick geladen, um sich über dessen Motivation und Methoden aufklären zu lassen. Mitnick hatte die vergangenen fünf Jahre in Staatgefängnissen verbracht und war Anfang des Jahres auf freien Fuß gesetzt worden, allerdings nur unter der Auflage, dass er keinerlei Gerät benutzen darf, das ihm Zugang zu Computernetzen ermöglichen könnte (CW Infonet berichtete).

Im Rahmen der Anhörung erklärte der anscheinend geläuterte Computerkriminelle: "Unternehmen geben jedes Jahr Millionen Dollar für Firewalls und andere Zugangssicherungen aus. Das ist alles rausgeschmissenes Geld, weil niemand das schwächste Glied in der Sicherheitskette berücksichtigt: die Menschen, die Computersysteme benutzen, verwalten und betreiben." Der arbeitslose 36-Jährige führte weiter aus, in seiner Karriere habe er - bis auf ein Mal - in alle von ihm anvisierten Systeme und Netze eindringen können, indem er sich mit Tricks ("social engineering") die nötigen Passwörter erschlich.

Zu seiner Motivation erklärte Mitnick: "Ich war auf der Suche nach Wissen. Es ging mir um die intellektuelle Herausforderung, aber auch um die Spannung und die Flucht aus der Realität." Geld oder böse Absichten hätten niemals eine Rolle gespielt. Außerdem habe man in seiner Schule die Hackerei regelrecht gefördert. So habe er einmal einen Login-Simulator entwickeln müssen, der arglose Computerbenutzer "überredete", ihre Passwörter preiszugeben. "Dafür gab es natürlich eine Eins", scherzte Mitnick und verwies darauf, dass auch die Apple-Gründer Steve Jobs und Steve Wozniak ihre Karrieren als Hacker begonnen hatten. Senator Joseph Lieberman erklärte daraufhin milde: "Es gab da wohl eine Straßengabelung, die in eine andere Richtung führte. Aber Sie sind ja noch jung, sie haben noch so viel Zeit."