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US-Justiz vs. Oracle: Richter nimmt Crashkurs in Sachen Business-Software

24.05.2004

US-Bezirksrichter Vaughn Walker hat sich von Vertretern des US-amerikanischen Justizministeriums sowie von Seiten Oracles Grundlagen der Softwaretechnik und des Applikationsgeschäftes erklären lassen. In einem rund dreistündigen Tutorial versuchten beide Seiten, dem Richter einen Einblick in die zugrunde liegenden Produkte und Technologien zu vermitteln. Walker wird ab dem 7. Juni das Verfahren zwischen den US-Justizbehörden und Oracle leiten. Die Wettbewerbshüter hatten im Frühjahr dieses Jahres den Softwareanbieter wegen dessen Versuch angeklagt, den Konkurrenten Peoplesoft im Zuge einer feindlichen Übernahme zu schlucken. Während die Kartellwächter vor einem nachlassenden Wettbewerb und daraus resultierenden Nachteilen für die Kunden warnen, verweisen die Oracle-Verantwortlichen auf eine Vielzahl

weiterer Anbieter von Business-Applikationen, die auch künftig für den notwendigen Wettbewerb sorgen würden.

Die Justizbehörde, die von Vertretern Peoplesofts unterstützt wurde, zeigte Walker unter anderem Videoeinspielungen von Oracle-CEO Lawrence Ellison und Oracles Finanzchef Jeff Henley, in den beide Manager die Übernahme rechtfertigten. Außerdem bemühte sich Peoplesofts Chief Technology Officer (CTO) Richard Bergquist, dem Richter grundlegende Begriffe der Softwaretechnik wie Datenbanken und Middleware zu erklären. In seinen Ausführungen bemerkte er, dass es drei Anbieter von Applikationen für Großunternehmen gebe: SAP, Oracle und Peoplesoft. Damit beeinflusse die Gegenseite den Richter, kritisierte Oracle-Anwalt Dan Wall. Der Datenbank-Spezialist versuchte in einer Frage-Antwort-Runde zwischen Wall und Oracles Executive Vice President Ron Wohl technische Begriffe wie Client-Server, Cluster, Data Warehouse und Web Services zu erklären. Entsprechend der eigenen Argumentation ließ Oracle in seine Ausführungen einfließen, dass es viele

Anbieter im Segment der Business-Applikationen gebe.

"Das Ganze ist sehr hilfreich gewesen", ließ Walker am Ende der Nachhilfestunde durchblicken. Ob der Richter weitere Stunden benötige, ist derzeit noch nicht absehbar. Die Materie lasse sich jedoch nicht allein an einem Tag lernen, erklärte Oracle-Anwalt Wall. Bleibe man auf einem sehr niedrigen Niveau, werde man es nie verstehen. Allerdings sei es für den Prozess wichtig, die zugrunde liegende Technik zu begreifen. (ba)