US-Grossbank verwendet OSFs Distributed Computing Environment (DCE) Wells Fargo Bank setzt grosse Hoffnungen in die verteilte DV

25.02.1994

FRAMINGHAM (IDG) - Die Techniken der Open Software Foundation (OSF) haben die amerikanische Wells-Fargo-Grossbank offenbar von den Vorzuegen der verteilten Datenverarbeitung ueberzeugt. Nach einer sechsmonatigen Testinstallation des Distributed Computing Environments (DCE) will der Finanzmagnat damit jetzt sein kalifornisches DV-Netz ausfallsicher machen.

"Der Einstieg in diese Zukunftstechnik wird teuer; ihn nicht zu wagen, koennte uns aber noch teurer zu stehen kommen", nennt Tsvi Gal, IT-Vice-President der Wells Fargo Bank, den Grund fuer die Investition.

Datenintegritaet selbst bei Erdbeben

Mit DCE, so hat er herausgefunden, lassen sich redundant gehaltene Kundendaten auf verschiedene Systeme verteilen, so dass bei einem Rechnerausfall ein Ersatzsystem einspringen kann. Selbst bei einem Erdbeben erhielten die noch funktionierenden Geldautomaten, aber auch angeschlossene Bankkunden und Kreditinstitute, alle noetigen Informationen.

Im Falle einer raschen Implementierung sieht Gal gute Chancen fuer sein Unternehmen, sich einen entscheidenden Vorsprung gegenueber dem Mitbewerb zu sichern. Die Wells Fargo Bank rangiert in der Umsatzstatistik derzeit auf Platz sieben unter den US-Banken. Erste DCE-Dienste sollen daher noch in diesem Jahr zum Einsatz kommen. Insgesamt veranschlagt der IT-Manager die Zeitdauer fuer die Einbindung von mehreren hundert kalifornischen Geldinstituten auf rund drei Jahre.

So ganz traut Gal der neuen DCE-Technik allerdings noch nicht. Angesichts mangelnder Erfahrungen mit der komplexen Technik fuer verteilte DV bestehe die Gefahr, dass sich der Wett- bewerbsvorteil durch Fehler bei der Implementierung in eine gewaltige Belastung verwandeln koennte.

Die Architektur der geplanten DCE-Umgebungen steht inzwischen. So sollen PC- und Workstation-Benutzer in den Wells-Fargo-Filialen ihre Informationen aus DCE-Verzeichnissen abrufen koennen, ohne wissen zu muessen, auf welchen Rechnern die Daten abgelegt sind. Als Server-Systeme will die Grossbank Mainframes von IBM und Hitachi mit der DB2-Datenbank einsetzen, sobald diese Hersteller ihre DCE-Implementierungen auf den Markt bringen.

Noch existieren technische Huerden

Die replizierten Daten, die im Falle eines Server-Ausfalls aufgerufen werden, sollen auf Unix-Workstations von HP und IBM verteilt werden, auf denen die Oracle-Datenbank laeuft.

Allerdings sind noch einige technische Huerden zu ueberwinden, bevor Wells Fargo seine DCE-Umgebung in Betrieb nehmen kann. So suchen die Entwickler nach einer zuverlaessigen Methode, um jedem Benutzer und jedem Konto - auch im Falle haeufiger Neueintraege und Loeschungen - eine eigene Kennung zu geben. Ausserdem fehlen, wie Gal beklagt, in der derzeit aktuellen DCE-Version 1.1 funktionstuechtige Werkzeuge fuer das System-Management.