Wachsende Lizenzeinnahmen sorgen für deutliches Umsatzplus

US-Geschäft stützt SAP-Bilanz

30.07.2004

"Die Nachfrage zieht definitiv an", resümierte der SAP-Vorstandsvorsitzende Henning Kagermann das jüngste Quartalsergebnis. Sein Optimismus gründet in erster Linie auf den soliden Zahlen für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres. So steigerte der Softwareanbieter aus dem Badischen seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um neun Prozent auf 1,78 Milliarden Euro. Der Nettogewinn wuchs um 14 Prozent auf 249 Millionen Euro.

Vor allem die Entwicklung der Lizenzerlöse stimmte die SAP-Verantwortlichen zuversichtlich. Nachdem bereits im zurückliegenden ersten Quartal 2004 die Lizenzumsätze erstmals seit rund zwei Jahren im Jahresvergleich wieder gestiegen waren, setzte sich dieser Trend in den Monaten April bis Juni fort. So wuchs das Lizenzgeschäft um 15 Prozent von 431 auf 497 Millionen Euro. Die Wartungserlöse nahmen um zehn Prozent auf 698 Millionen Euro zu. Das Servicegeschäft konnte dagegen mit einem Umsatz von 565 Millionen Euro im Jahresvergleich nur leicht um zwei Prozent zulegen.

Konkurrenten helfen SAP

Die wachsenden Einnahmen mit Softwarelizenzen wurden vor allem durch die guten Geschäfte in den USA gestützt. Dort vermehrten sich die Lizenzumsätze im zweiten Quartal um 63 Prozent auf 140 Millionen Euro. Insgesamt verdiente SAP in den USA mit 468 Millionen Euro rund 18 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. "Wir sehen weiterhin ein positives wirtschaftliches Umfeld im US-amerikanischen Markt", freute sich Kagermann. Experten vermuten, dass vor allem die Probleme der Konkurrenz SAP zugute kamen. Besonders die Querelen um die von Oracle angestrebte feindliche Übernahme des Wettbewerbers Peoplesoft hätten viele Kunden verunsichert.

Gedämpfter Markt in Europa

Dagegen blieben die Ergebnisse der SAP in Europa hinter den Erwartungen zurück. So wuchs das Lizenzgeschäft in der Region Emea (Europa, Naher Osten und Afrika) im Vergleich zum Vorjahr lediglich um zwei Prozent auf 266 Millionen Euro. In Deutschland konnten die Walldorfer ihre Softwareerlöse um zehn Prozent auf 107 Millionen Euro steigern. Insgesamt äußerte sich Kagermann zuversichtlich. Es gebe erste Signale für eine Stabilisierung in einem allerdings "gedämpften Marktumfeld".

Gegenüber den Wettbewerbern ist es der SAP nach eigenen Angaben gelungen, weiter Boden gutzumachen. So erreichte der deutsche Softwareanbieter im Vergleich mit Peoplesoft, Oracle, Siebel und Microsoft einen Marktanteil von 55 Prozent. Vor einem Jahr hatte dieser Wert noch bei 51 Prozent gelegen. In den USA sei es gelungen, den Marktanteil gemessen an den genannten Wettbewerbern binnen Jahresfrist von 29 auf 37 Prozent zu erhöhen.

Für das Gesamtjahr bestätigte Kagermann die bisherigen Prognosen. So sollen die Lizenzeinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Prozent wachsen. Die operative Marge wollen die Walldorfer um einen Prozentpunkt auf 28 Prozent steigern. Langfristig rechnet der SAP-Chef mit zweistelligen Zuwachsraten im Lizenzgeschäft und einer Rendite von 30 Prozent. (ba)

Konkurrenz beklagt Einbrüche

Während SAP Umsatz und Gewinn steigern kann, müssen die Konkurrenten teilweise deutliche Einbußen hinnehmen. So verzeichnete beispielsweise Siebel im abgelaufenen Quartal einen Umsatzrückgang von zehn Prozent auf 301 Millionen Dollar. Der Nettogewinn schrumpfte im Jahresvergleich von 9,8 auf 8,2 Millionen Dollar. Angesichts der rückläufigen Zahlen kündigten die Verantwortlichen weitere Maßnahmen zur Kostensenkung an. Peoplesoft muss dem andauernden Abwehrkampf gegen die feindlichen Übernahmeversuche von Seiten Oracles Tribut zollen. So rechnet der Softwareanbieter für das zweite Quartal nur noch mit Einnahmen in Höhe von rund 660 Millionen Dollar. Ursprünglich gingen die Verantwortlichen von einem um zehn bis 20 Millionen Dollar höheren Umsatz aus. Insbesondere im Juni habe der Kartellprozess mit Oracle die Geschäfte extrem belastet, räumte Peoplesoft-CEO Craig Conway ein.

Abb: Lizenzen legen wieder zu

Zwar steht SAPs Lizenzbarometer wieder auf Wachstum. Von den Rekorderlösen der Jahre 2000 und 2001 ist man jedoch noch weit entfernt. Quelle: SAP