Intel geht in Berufung

US-Gericht erlaubt Cyrix den Verkauf von 486er Clone

31.07.1992

DALLAS (CW) - Die Cyrix Corp. darf ihren Nachbau von Intels 80486-Mikroprozessor verkaufen. Ein Bundesrichter in Dallas hat in einem Prozeß zwischen den beiden Firmen entschieden, daß die Cyrix Corp. mit ihrem CX486SL- Prozessor keine Intel-Patente verletze, weil sie ihn von einem Unternehmen (SGS Thomson) herstellen läßt, das für die entsprechenden Patente eine Lizenz von Intel hat.

Joachim Rissmann, Geschäftsführer der Intel GmbH für die Region Zentraleuropa, kommentierte die Entscheidung mit den Worten: "Das ist ein etwas abenteuerliches Urteil. Wenn es bestehen bleibt, würde das Leuten, die fremde Patente nutzen wollen, Tür und Tor öffnen." Rissmann sagte weiter, daß Intel den Konflikt sicherlich eskalieren werde, weil dieser Gerichtsbeschluß im Gegensatz zu einem vorläufigen Urteil in einem ähnlichen Prozeß gegen den Chip-Hersteller USLI stehe, das im vergangenen Jahr ergangen ist.

In diesem Verfahren hatte ein District Court in Oregon entschieden, daß USLI Patentverletzungen nicht vermeiden könne, indem das Unternehmen die Fertigung eines 486-Clons an einen anderen Hersteller vergibt, der über eine Lizenz für die betreffenden Intel-Patente verfügt. Rissmann erklärte, Intel werde einen Court of Appeals anrufen, der den Gegensatz zwischen den beiden Urteilen bereinigen müsse.

Die Intel Corp. hatte Cyrix im vergangenen März verklagt und behauptet, der texanische Konkurrent habe mit seinem CX486SL-Chip vier ihrer Patente verletzt. Die Cyrix-CPU, die sich in 386er und 386SXer Prozessoren-Sockel einsetzen läßt, ist kein echter 486er. Sie ist zwar befehlskompatibel mit Intels derzeitigem Spitzen-Chip und arbeitet wie das Original intern mit einer Datenbreite von 32 Bit, tauscht aber mit der Peripherie Daten nur über einen 16 Bit breiten Bus aus. Cyrix hat allerdings auch zwei echte 80486-Nachbauten angekündigt.