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US-Firma gewinnt Mängelklage gegen J.D. Edwards

24.02.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die texanische Doskocil Manufacturing Co. hat einen Schadenersatzprozess gegen den Softwareanbieter J.D. Edwards gewonnen. Der Hersteller von Tierprodukten und Sportartikeln überzeugte einen Gutachterausschuss, dass die 1998 installierte Unternehmenssoftware "OneWorld" nicht wie gewünscht funktionierte. Bereits im vergangenen Juli hatte die American Arbitration Association befunden, das gelieferte ERP-System sei "ein defektes Produkt" gewesen, seine Technik "instabil und unausgereift". Seinerzeit wurden Doskocil 2,3 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen - weit weniger als die geforderten 25 Millionen.

Ein Sprecher von J.D. Edwards bezeichnete das damalige Projekt als "hochkomplexes Beziehungsgeflecht" zwischen Anwender, J.D. Edwards, Microsoft und dem Chicagoer Systemintegrator Grant Thornton LLP, der OneWorld bei Doskocil implementiert hatte. Laut J.D. Edwards lag das Hauptproblem darin, dass Aufträge aufgrund des Lockings der verwendeten Microsoft-Datenbank SQL Server 6.5 verspätet bearbeitet wurden, was sich durch zusätzliche Benutzer noch verschärfte.

"Das Problem war nicht die Funktionalität der J.D.-Edwards-Software", erklärte der Hersteller. "Es lag vornehmlich darin, wie die Software im Zusammenspiel mit der Microsoft-Datenbank performte." Das Locking-Problem sei mit dem Erscheinen von SQL Server 7 Ende 1998 vollständig behoben gewesen, betonte das in Denver ansässige Softwarehaus. Die Vermittler berücksichtigten das Datenbankproblem in ihre aktuellen Entscheidung, befanden aber gleichzeitig, dass das von J.D. Edwards gelieferte Manufacturing-Modul und die in OneWolrd eingesetzte Middleware fehlerhaft gewesen seien.

Mittlerweile gibt es eine Reihe weiterer Anwenderklagen wegen mangelhafter früher OneWorld-Projekte. Fünf Verfahren sind seit vergangenem Jahr anhängig, drei weitere sind in seit November 2002 dazugekommen. Die neuen Beschwerdeführer sind Sprague Energy Corp. aus Portsmouth, New Hampshire, die Flexitalic Group Inc. aus Houston sowie Amherst Technologies LLC aus Merrimack, ebenfalls New Hampshire. Ein Sprecher von J.D. Edwards wollte sich zu den laufenden Verfahren nicht äußern. Er erklärte lediglich, das Unternehmen stehe zur Qualität seiner Software und werde mit allen Mitteln gegen gegenteilige Behauptungen vorgehen. (tc)