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US-Bigotterie schlägt neue Wellen

18.09.1998
Von Michael Hufelschulte
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) – Während die ganze Welt im Starr-Report intimste Details über das Sexualleben des amerikanischen Präsidenten nachlesen kann, hat ein Telekommunikations-Unterausschuß des US-Kongresses eine bereits vom Senat verabschiedete Gesetzesvorlage abgesegnet, die den Zugang zu anstößigen Inhalten im Web mit drakonischen Strafen bedroht. Nun fehlt nur noch die Zustimmung des ganzen Hauses. Der sogenannte "Child Protection Act" (wegen seines unrühmlichen Vorgängers auch als "Communications Decency Act II" bezeichnet) sieht Strafen von bis zu 50 000 Dollar oder alternativ sechs Monate Gefängnis für Delinquenten vor, die online "für Minderjährige schädliches" Material publizieren. Das kommentiert der Bürgerrechtler und Medienkritiker Jon Katz mit den Worten: "Wie kann ich dagegen sein, daß sich der kleine Johnny die Playboy-Site anschaut, wenn man auf der Kongreß-Homepage alles über Monica und die Zigarre lesen kann?" Schließlich habe derselbe Kongreß, der erst vor zwei Jahren mit Macht darauf gedrängt habe, "unziemliche Sprache" im Net zu einem Kapitalverbrechen zu erklären, nun selbst Material veröffentlicht, das pornografischer und detaillierter sei als viele Web-Seiten für Erwachsene.