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Update: Telekom angeblich an BT Group interessiert

29.05.2006
Ein Zusammenschluss mit BT Global Services würde die Geschäftskundensparte T-Systems deutlich stärken.

Wie die renommierte Londoner Tageszeitung "Times" unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, soll die Deutsche Telekom verschiedene Machbarkeitsstudien erstellt haben, die alle eine Zerschlagung der britischen BT Group zum Thema haben. Offiziell wurde der Bericht allerdings weder von dem Bonner Ex-Monopolisten noch von BT Group kommentiert. Man nehme generell zu Marktgerüchten keine Stellung, hieß es in Bonn.

Dem Blatt zufolge ist die Telekom bei dem Deal vor allem an BTs internationalem Großkundengeschäft interessiert. So wäre die Sparte Global Services, die im vergangenen Geschäftsjahr 44 Prozent zu den Gesamteinnahmen der Briten beisteuerte, eine willkommene Verstärkung für T-Systems. Mit einer Übernahme könnte die Telekom den Dienstleistungsarm kräftigen und so die Abhängigkeit vom klassischen Festnetzgeschäft reduzieren. Hier leiden die Deutschen - ähnlich wie BT - unter starken Konkurrenz und sinkenden Umsätzen. Marktbeobachter vermuten, dass die Sparte ebenso wie BTs Endkundengeschäft samt Händlernetz abgespalten werden könnte. Die auf mehr als 25 Milliarden Pfund (36,5 Milliarden Euro) geschätzten Kosten für die Übernahme von BT müsste die Telekom möglicherweise nicht alleine aufbringen. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Telekom-Aktionärin und Beteiligungsgesellschaft Blackstone Group Teile von BT erwerben könnte, die die Deutschen nicht wollen oder - aus regulatorischen Gründen - nicht kaufen dürfen. Ein Mobilfunknetz besitzt die BT Group seit der Abspaltung von O2 im Jahr 2001 nicht mehr.

Am Aktienmarkt, so spekuliert die "Times", käme ein Engagement bei den Briten gut an. Dort werde derzeit eine langfristige Perspektive des Telcos vermisst. Gleichzeitig würde ein solcher Deal im Nachhinein den im April vollzogenen Einstieg des US-amerikanischen Investors Blackstone mit (untypischen) 4,5 Prozent bei der Telekom erklären. Bereits zuvor galt als sicher, dass verschiedene andere Private-Equity-Firmen BT als Übernahmekandidaten ins Auge gefasst haben.

Fraglich ist allerdings, wie die Bonner im Fall der Fälle ihren Beitrag zu der Übernahme

aufbringen sollen. Zwar hat sich der Konzern von dem milliardenschweren Voicestream-Kauf zur Jahrtausendwende wieder einigermaßen erholt. Um das Wachstum im US-amerikanischen Mobilfunkmarkt beibehalten zu können, muss die Telekom jedoch in Kürze weitere Milliarden in den Erwerb von 3G-Lizenzen investieren. (mb)