Unternehmen zeigen Mobility die kalte Schulter

16.09.2005
Nur wenige deutsche Unternehmen setzen in ihrer IT auf Mobility-Szenarien. Beliebteste Anwendung bleibt die E-Mail.
Mobility Szenarien haben deutsche Unternehmen bisher hauptsächlich für den E-Mail-Zugriff realisiert. Komplexere Anwendungen wie CRM oder ERP werden dagegen kaum mobil genutzt.
Mobility Szenarien haben deutsche Unternehmen bisher hauptsächlich für den E-Mail-Zugriff realisiert. Komplexere Anwendungen wie CRM oder ERP werden dagegen kaum mobil genutzt.

Das "Mobile Enterprise", für viele Analysten und Berater einer der Trends in der IT, stößt bei deutschen Unternehmen derzeit noch auf wenig Interesse. Zu diesem Ergebnis kommt das Marktforschungsinstitut IDC in der Studie "Mobile Enterprise - Bestandsaufnahme und Herausforderungen in Deutschland 2005". Im Zuge der Untersuchung befragten die Auguren 962 deutsche Entscheider. Von diesen hatten lediglich 17 Prozent bereits eine Mobile-Enterprise-Lösung im Einsatz, zwei Prozent planten ein entsprechendes Projekt.

Hier lesen Sie …

• wie deutsche Unternehmen zu Mobility-Lösungen stehen;

• welche Applikationen sie verwenden;

• warum viele dem Thema noch die kalte Schulter zeigen;

• dass es nicht immer High-tech sein muss, um komplexe Mobile-Enterprise-Lösungen zu verwirklichen.

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www.computerwoche.de/go/

*72377: Handy als mobiles Bürotelefon;

*80834: Mobiles Büro für jeden Zweck;

*78872: Rückläufiger Handheld-Markt;

*76875: Mobile Plattformen im Vergleich.

Wenn die Unternehmen mobile Techniken einsetzen, dann werden diese vorwiegend für den Zugriff auf E-Mail und Intranet sowie für Desktop-Applikationen benutzt. Kaum verwendet werden dagegen Mobiltechniken in Anwendungen wie ERP, CRM oder Sales-Force-Automation, da den Befragten hier die Komplexität der Lösungen zu groß erscheint und sie hohe Implementierungskosten befürchten. So gaben 42 Prozent an, dass sie für ihr Projekt weniger als 100000 Euro ausgegeben hätten. Wesentliche Motivation bei der Einführung mobiler Lösungen ist dabei eine Verbesserung der Kommunikation zwischen den Mitarbeitern sowie eine höhere Flexibilität. Zählen hier also eher weiche Faktoren, werden die Projekte selbst dann anhand pekuniärer Gesichtspunkte bewertet. So gaben 32 Prozent an, dass für sie der Return on Investment eine der Bewertungsgrundlagen sei. Ebenfalls sehr häufig wurden etwa Aspekte wie Kostenrechnung oder Total Cost of Ownership genannt. Der von den IT-Anbietern oft hervorgehobene Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten fließt dagegen nur bei sieben Prozent in die Bewertung ein.

Auch die Unternehmen, die noch keine mobilen Lösungen verwenden, stützen ihre ablehnende Haltung auf weiche Faktoren. So sehen viele (33 Prozent) momentan schlicht noch keinen Bedarf, oder vom Management gibt es keine entsprechenden Anforderungen (37 Prozent). Punkte wie Sicherheitsbedenken (11 Prozent) oder Kosten (vier Prozent) sind dagegen nur untergeordnete Hinderungsgründe.

Ein anderes überraschendes Ergebnis der IDC-Studie ist, dass die Technik bei der Einführung von mobilen Lösungen kaum eine Rolle spielt. So führten etwa die paketorientierte Datenübertragung per GPRS oder das von der ITK-Industrie als Durchbruch in Sachen mobilem Datentransfer gefeierte UMTS zu keinen Quantensprüngen bei der Nutzung mobiler Anwendungen. Zurückhaltend zeigen sich die deutschen Anwender auch bezüglich jüngster Technologieentwicklungen wie Wimax, HSDPA oder RFID. Lediglich um die zehn Prozent nutzen HDSPA oder Wimax bereits beziehungsweise planen die Einführung in den nächsten zwölf Monate.

Allerdings ist der Einsatz komplexer Technologien zur Realisierung moderner Mobility-Lösungen oft gar nicht erforderlich, wie ein Mobility-Projekt von DaimlerChrysler und Nokia zeigt. Gemeinsam haben die Partner für das Sindelfinger Werk des Autobauers ein funkgestütztes Transport-Management-System aufgebaut, um die täglich über 1500 LKWs effizient auf rund 90 Entladezonen zu verteilen und dabei den Warenfluss zu managen. Zum Einsatz kommen dabei altbekannte Mobility-Technologien wie SMS, GSM und Bluetooth, und auf den LKWs genügt ein Smartphone als Endgerät. Per SMS übermittelt der LKW-Fahrer die Barcodes seiner Ladung bereits vom Lieferanten aus an die zentralen Logistik-Server bei DaimlerChrysler, wo die Waren für die Produktion disponiert werden. Um die Teile wirklich just in time für die Produktion einplanen zu können, verfolgt das System ständig die Position des LKWs. Hierzu ist jedoch kein zusätzliches GPS-System erforderlich, denn die Positionsdaten werden anhand der Mobilfunkzelle ermittelt, in der das Handy eingebucht ist. Nähert sich der Fahrer dann dem "äußeren Nahbereich" des Werks, wird ihm eine Entladezone auf das Mobiltelefonübermittelt, womit die Warenanmeldung am Werkstor entfällt. Fährt er dann in den "inneren Nahbereich" ein, wird ihm ein konkreter Entladeplatz reserviert, um Wartezeiten an den Rampen zu vermeiden. An den Rampen selbst sind Bluetooth-Access-Points installiert. Diese bauen eine Verbindung zum Handy im LKW auf und prüfen, ob der Fahrer eine Abladeberechtigung hat. (hi)