Input: Die Zukunft gehört der Geschäftsprozeß-Auslagerung

Unternehmen küren den besten Outsourcer

05.07.1996

"Outsourcing ist in Deutschland nach wie vor ein Wachstumsmarkt", tritt Input-Geschäftsführer Frank Solbach düsteren Geschäftsprognosen entgegen. Zwar sei das reine RZ-Outsourcing ziemlich ausgereizt. Der Manager geht hier nur noch von einer Umsatzsteigerungsrate um ein Prozent aus. Dafür wachse das Geschäft bei der Auslagerung der Desktop-Infrastruktur mit etwa 18 Prozent jährlich. Anlaß zum Optimismus gebe jedoch der hierzulande noch ziemlich jungfräuliche Markt des Outsourcing von Geschäftsprozessen." Hier spielt in Zukunft die Musik", begrüßt Solbach den Trend.

Ausländische Beispiele haben, so der Input-Chef, gezeigt, daß sich alle Abläufe auslagern lassen, die einen Informatikanteil von mindestens 40 Prozent aufweisen. So hat zum Beispiel Andersen Consulting die gesamte Buchhaltung des Erdölkonzerns British Petrol Exploration übernommen. Europäischer Marktführer in diesem Bereich ist noch vor Andersen und CSC die ehemalige General-Motors-Tochter EDS. Das Unternehmen wickle zum Beispiel via Satellit sämtliche Bußgeldverfahren der spanischen Stadt Sevilla ab. Auch wenn sie es nicht an die große Glocke hängen, so zeigen laut Solbach inzwischen auch deutsche Banken Interesse an einer Auslagerung von Routineaufgaben wie der Wertpapierverwaltung.

Dieser Bereich steckt hierzulande zwar noch in den Kinderschuhen, doch hat Siemens-Nixdorf (SNI) laut Input angekündigt, sich hier besonders engagieren zu wollen. Die Chancen für einen Erfolg stehen dabei nicht schlecht, denn gemeinsam mit der IBM hat SNI in Deutschland den besten Ruf unter den Outsourcing-Anbietern. Kein Gegner dürfte Andersen Consulting sein, die hierzulande kaum Outsourcing-Geschäfte machen.

Daß Big Blue im deutschen Outsourcing-Geschäft gute Noten erhalten hat, ist keine Überraschung. Schließlich gilt das Unternehmen hier als alter Hase und genießt vor allem bei den Kunden aus dem RZ-Umfeld einen Ruf als solides Unternehmen. Die Anwender legen großen Wert darauf, mit einem seriösen und finanzstarken Unternehmen zusammenzuarbeiten, schließlich laufen Outsourcing-Verträge derzeit im Schnitt rund sieben Jahre.

Wie wichtig den Kunden die Sicherheit ist, hat das Debis Systemhaus erfahren müssen, dessen potentielle Kunden zutiefst verunsichert wurden, als im vergangenen Jahr Gerüchte aufkamen, Mercedes-Benz könnte sich durch Verkauf des Systemhauses die Finanzen aufbessern.

Ähnliches steht bei Siemens-Nixdorf nicht zu befürchten. Als Outsourcing-Anbieter sind die Münchner allerdings noch recht neu im Geschäft. Es ist dem Unternehmen nach den Input-Informationen aber offenbar gelungen, bei den Kunden großes Vertrauen insbesondere in technisches Outsourcing-Know-how zu wecken. Wie die IBM profitieren auch die Münchner davon, daß sie aufgrund ihres Großrechner-Know-hows und der bestehenden Geschäftskontakte günstigere Konditionen einräumen können als andere Konkurrenten. Der Erfolg von IBM und SNI rührt aber auch daher, daß inzwischen das RZ-Outsourcing anders als die Desktop-, Netzwerk- oder gar Geschäfsprozeß-Auslagerung zu den unkritischen Bereichen gehört.

Zur Methode:

Befragt wurden jeweils 30 Führungskräfte von Outsourcing-Kunden in Deutschland, Frankreich und England. Das erscheint wenig, kann jedoch insofern als repräsentative Stichprobe gelten, als hierzulande nach den strengen Input-Kriterien erst rund 70 Outsourcing-Verträge laufen. Gefragt wurde zuerst nach dem Bekanntheitsgrad der Dienstleister. In einem ausführlichen Fragebogen wurde dann die konkrete Zufriedenheit ermittelt. Kriterien waren dabei das Know-how beim Re-Engineering, die Kenntnis der betroffenen Branche, die Qualität des Applikationseinsatzes, die Aktualität des technischen Wissens und die Fähigkeit, die Kosten zu reduzieren. Gemessen wurde der Zufriedenheitsgrad an der Bedeutung, die die befragten Unternehmen ihrem Outsourcing-Abkommen einräumten.

Definition

Um Outsourcing handelt es sich laut Input erst, wenn die Verträge über mindestens ein Jahr laufen. Außen vor bleiben auch Abkommen mit Konzernmüttern wie Opel und General Motors bei EDS oder Mercedes-Benz beim Debis Systemhaus. Die Analysten unterteilen das Geschäft in fünf Aufgabengebiete:

- RZ-Dienstleistung (ohne reine Mips-Vermietung),

- Anwendungsdienste (RZ-Dienste inklusive Applikationen),

- Netzdienste,

- Desktop-Dienste (gesamte PC- und Netzinfrastruktur inklusive Helpdesk) sowie

- Geschäftsprozeßdienste.