Unix Nr. 4711

03.10.1986

Wir haben hier die Unix-Meldung Nr. 4711 (auch die CW ist immer dabei) - und die DV-Spezialisten wälzen nach wie vor Kompatibilitätsprobleme. Einig sind sich alle nur in einem: Als Gleich- und Weichmacher-Betriebssystem (Stichworte: Hardware-Unabhängigkeit und Portabilität) wird sich Unix eines Tages durchsetzen - bis dahin behilft man sich mit Marktführer-Lösungen, sogenannten "De-facto-Standards".

Bis jetzt konnten sich jedenfalls IBM und DEC mit ihren eigenen Betriebssystemen (MVS und DOS beziehungsweise VMS) gegen die zersplitterte Konkurrenz der Unix-Läden bestens behaupten und in ihren jeweiligen "Welten" immer mehr Marktanteile gewinnen.

Für viele Hardware-Lieferanten ist das Eintauchen in den Unix-Hades gleichwohl die letzte Chance. Eine eigene Entwicklung im Betriebssystembereich können sie sich - im wahrsten Sinne des Wortes - nicht mehr leisten. Ob es auch die letzte Rettung sein kann, hängt von der Marktentwicklung ab.

So sehen derzeit immer weniger Anwender einen Sinn darin, sich vor den Standardisierungskarren der kleineren Unix-Anbieter spannen zu lassen. Die Idee der Hardware-Unabhängigkeit wird eben dann nicht als aktuell empfunden, wenn eine von den Branchenleadern geschürte Shake-out-Angst umgeht.

Eines ist klar: Die Konzentration in der DV-Industrie (Beispiel "Sperroughs") schreitet voran. So paradox das klingt: Der Unixierungsprozeß wird viele Verlierer haben - Unix am Ende gleichwohl einer der Gewinner sein (neben IBM und DEC). Eine vierte Möglichkeit gibt es nicht.