Standardisierungsgremien nehmen das Zepter in die Hand:

Unix-Gemeinde kratzt an der Aura von AT&T

31.10.1986

NEW YORK (CWN) - In der Unix-Welt gibt AT&T möglicherweise nicht länger den Ton an. Der Kommunikationsgigant werde sich aus dem Computergeschäft zurückziehen und dabei unter Umständen auch Unix fallenlassen. Diese Vermutungen beherrschten die "Unix Expo", die jetzt in New York stattfand.

Die meisten Aussteller auf der Unix-Show waren sich einig, daß AT&T seine führende Stellung im Unix-Markt aufgegeben und das Zepter an drei Standardisierungsgremien weitergereicht habe. Hierbei handelt es sich um das National Bureau of Standards (NBS), das Institute for Electrical and Electronics Engineers (IEEE) und die in Europa ansässige X-Open-Gruppe. Ein Sprecher des Kommunikationskonzerns bestätigte zwar, daß AT&T sein Hauptinteresse auf die Telekommunikation verlagert habe, erklärte jedoch, daß Unix auch weiterhin ein wesentlicher Bestandteil dieser Strategie bleibe.

Das IEEE entwickelt derzeit einen Unix-Standard mit der Bezeichnung "POS-IX", der von der US-Regierung unterstützt wird und über die Anforderungen von Unix System V hinausgehen soll. Schützenhilfe bekommt die Organisation vom NBS und der X-Open-Gruppe. Auch AT&T beteiligt sich eigenen Angaben zufolge an dieser Kooperation.

Zum Auftakt der "Unix Expo" referierte Frank King, General Manager des IBM-Bereichs Advanced Engineering Systems und Leiter des Teams, das den RT PC entwickelt hat, aus der Sicht des DV-Marktführers: Die wichtigste Strategie von Big Blue sei eine bessere Integration von Unix in andere Betriebssystemumgebungen.

Damit dieses Konzept nicht fehlschlage, müsse IBM bestimmte Grundanforderungen erfüllen, sagte King. So bedürfe beispielsweise die Schnittstellenspezifikation einer Verbesserung. Außerdem sollte DV-Neulingen der Einstieg in die Unix-Welt erleichtert und die Portierung Unix-kompatibler Programme in andere Betriebssystemumgebungen vereinfacht werden.