AT&T bietet mit "Open Look" Alternative zu IBMs OS2:

Unix bekommt grafische Benutzeroberfläche

22.04.1988

SAN FRANCISCO (CW) - Der amerikanische Telefonriese AT&T hat eine grafische Benutzeroberfläche für das Betriebssystem Unix angekündigt. Wie die Financial Times berichtet, will AT&T das Betriebssystem auf diese Weise attraktiver und vorbei an den Softwareprodukten der Marktführer IBM und DEC zum Mehrplatz-Standard machen.

Dem Blatt zufolge haben sich die US-Unternehmen AT&T, Sun und Xerox in einem Abkommen zu einer dritten Gewalt auf dem Computermarkt verbindet. Aufgrund der Komplexität von Unix und mangelnder, Anwendersoftware konnte sich das Betriebssystem im kommerziellen Markt bisher nicht als Standard durchsetzen. Die neue Benutzerführung unter der Bezeichnung "Open Look" soll hier Abhilfe schaffen. Unix soll sich in Zukunft ähnlich übersichtlich wie Apples Macintosh bedienen lassen und auch dem Presentation Manager von IBM den Wind aus den Segeln nehmen.

Mit der Idee, aufwendige Befehlszeilen durch Symbole zu ersetzen, hat AT&T mit einem Schlag die größte Unix-Einsatzbarriere beseitigt. DV-Anbieter wie Lotus, AshtonTate, Amdahl und Motorola haben bereits Interesse für die neue Alternative bekundet. Um die Verbreitung der Betriebssystemkomponente für Mehrplatzsysteme zu fördern, will AT&T in Zukunft entsprechende Unix-Lizenzen an alle interessierten Computerhersteller vergeben. Die erste Version von Open Look soll noch in diesem Sommer auf den Markt kommen, nach Meinung von Branchenbeobachtern eine Attacke gegen IBM und Microsoft, die mit dem gemeinsamen Presentation Manager in der Klemmme stecken.

Entwickelt wurde die grafische Oberfläche von Sun, der die Software bereits für sein neues PC-System 386i einsetzt. Die Lizenz für die Open-Look-Technik stammt von Xerox. Die beiden Unternehmen einigten sich neben dem Joint-Venture in Sachen Unix auf eine Zusammenarbeit in den Bereichen Peripherie und Entwicklung.