Universitaeten und Industrie brauchen staerkere Partnerschaft

02.12.1994

Die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie traegt immer noch kaum Fruechte, hiess es auf dem diesjaehrigen Hochschulcomputer- Forum in Berlin. Das soll sich aber aendern: Spezialisten aus Theorie und Praxis wollen kuenftig enger zusammenarbeiten, um die deutsche IuK-Branche anzukurbeln.

Gemaess dem Motto "Innovation und Kooperation durch Kommunikation" trafen sich im Oktober etwa 340 Teilnehmer aus Forschung und Industrie auf dem Hochschulcomputer-Forum der Freien Universitaet Berlin. Unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums fuer Bildung und Wissenschaft sowie des Senators fuer Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin wurde ueber eine bessere Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Grossforschungszentren und Industrie diskutiert.

"Angesichts der unbefriedigenden Situation in der Bildung und Forschung sowie des Rueckstands Deutschlands in der Informationstechnik gilt es, nach neuen Wegen zu suchen", verlangten die Initiatoren der Veranstaltung, der Technologie- Vermittlungs-Agentur Berlin e.V. Dabei mussten vor allem die Beziehungen zwischen den Hochschulen und der Wirtschaft enger geknuepft werden.

Mit der Praesentation von rund 20 Produkten bewiesen Forschungsinstitute und Unternehmen wie Apple, HP, SNI und IBM, dass es bereits eine gute Basis fuer gemeinsame Projekte gibt.

Als sehr erfolgreich wurde die Verbindung zwischen der Universitaet Mannheim und den Firmen Siemens und Siemens-Nixdorf bezeichnet. Mit dem bereits im Februar dieses Jahres vorgestellten ersten europaeischen Neurocomputer "Synapse 1" - Entwicklungskosten etwa 30 Millionen Mark - erhoffen sich die Hersteller ein Standbein fuer "zukunftsorientierte Anwendungen" wie unter anderem bei der Analyse von medizinischen Bilddaten. Die Zusammenarbeit zwischen dem Institut fuer Computergrafik an der Universitaet Rostock, dem Zentrum fuer grafische Datenverarbeitung e.V., Rostock, und der Rostocker Aussenstelle des Fraunhoferinstituts fuer grafische Datenverarbeitung scheint ebenfalls erfolgreich zu sein. Derzeit arbeitet man an industriellen Anwendungen im Schiffbau und Bauwesen sowie der Visualisierung von Meeresumwelt- und medizinischen Daten. Zu Gast in Berlin war auch Konrad Zuse. Der heute 84jaehrige Vater der ersten programmgesteuerten Rechenmaschine "Z3" und der aeltesten Programmiersprache der Welt ("Planakuel") hat sich seit 1962 der Malerei verschrieben. Nach seinem Vortrag "Mephisto und Computer" zeigte er in der Freien Universitaet eigene Gemaelde und Grafiken.

Von Michael Nuncic. Der Autor ist an der Freien Universitaet Berlin, Fachbereich Informatik, taetig.