COMPUTERWOCHE-Umfrage zum Thema Interface-Strategien der Druckerhersteller:

Universallösung soll Schnittstellen-Chaos beseitigen

18.05.1984

Schnittstellen im Hard- und Softwarebereich gelten mittlerweile als neuralgische Punkte für die "Berührungsangst" von Mikrocomputer und Ausgabe-Peripherie. Herstellerangaben zur vielbeschworenen Kompatibilität, so ist zu hören, sind häufig ebenso vollmundig wie fadenscheinig.

Durch "eine Trendwende im Druckermarkt zu mehr Flexibilität", etwa mit einer "Universalschnittstelle, die bereits in Kassette geliefert werden kann" oder "deviced driver software" sehen Hersteller nun Möglichkeiten Ordnung in das Interface-Chaos zu bringen.

Zum Thema Schnittstellen-Problematik äußerten sich zehn Hersteller. Einige Anbieter/Hersteller nutzten die Umfrage als Forum, um ihre Produktpalette ins rechte Licht zu rücken.

Peter Greulich

Vertriebsleitung, Centronics Data Computer GmbH, Frankfurt

Viele Mikrocomputerhersteller haben sich in der letzten Zeit auf die mittlerweile zum Industriestandard gehörende Centronics-Schnittstelle eingestellt. Wo dies nicht gegeben ist, steht meistens eine RS232-Schnittstelle zur Verfügung, die relativ einfach anzupassen ist.

Zudem gibt es eine Trendwende im Druckermarkt zu mehr Flexibilität, sei es durch Interface-Module oder durch Softwareemulation der verschiedenen Interface-Protokolle. Für den Anwender ist es wünschenswert, einen "Plug and play"-Anschluß zu haben, der von Spezialanwendungen abgesehen (etwa DFÜ) mit einer genormten Parallelschnittstelle zu realisieren wäre.

Osamu Ikeda

Vertriebsleiter, C. Itoh Electronics, Düsseldorf

Das Problem muß in zwei Gruppen geteilt werden: Zum einen Hardwareschnittstellen und dann die sogenannte Protokollkompatibilität.

Die konventionelle Lösung war bisher, daß eine zusätzliche Box außerhalb an den Drucker angeschlossen wird.

Der Nachteil dabei: großer Kostenaufwand und für den Endverbraucher nicht akzeptabel. Eine mögliche andere Lösung wäre eine zusätzliche Platine, die in den Drucker eingepaßt werden kann.

Eine neue Richtung ist die sogenannte Universalschnittstelle, die in Kassette geliefert werden kann, wie bereits von einigen Typenraddruckerlieferanten realisiert. Dabei wird der Drucker nicht nur mit parallelen und seriellen Schnittstellen ausgerüstet, sondern darüber hinaus werden mehrere Kassettenschnittstellen mitgeliefert, damit der Kunde seinem Hauptrechner entsprechend die Schnittstellen wechseln kann. Diese Tendenz wird sich in der Zukunft verstärken.

Nun zur Softwarekompatibilität.

Es zeichnet sich eine Standardisierung der Druckerprotokolle ab, seitdem der IBM PC auf dem Markt stark geworden ist. Aus diesem Umstand ergibt sich, daß mehrere Druckerlieferanten sich nun im Dot-Matrixbereich an dem Epson-Protokoll und im Typenradbereich am Diablo 630-Protokoll orientieren.

Die optimale Lösung sieht wie folgt aus: Der Drucker ist so flexibel, daß man durch Umtausch des CPU-ROMs jedes Protokoll bekommen kann.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, durch einen entsprechenden Softwareaufwand im Rechner das Protokoll einzuladen.

Die neueste Tendenz geht dahin, daß immer mehr Druckerlieferanten eng mit Softwareherstellern zusammenarbeiten, um so ein Softwarepaket zu erstellen, aus dem im "Menüprogramm" ausgewählt werden kann, welchen Drucker man an den Rechner angeschlossen hat. Hierdurch wird völlige Softwarekompatibilität verwirklicht. Als Universallösung gewinnt jedoch - aus unserer Sicht - die "deviced driver software" immer mehr an Popularität. Der "deviced driver" kann für bestimmte Betriebssysteme hergestellt werden mit dem Ziel, daß die gesamte Software auf dem Betriebssystem für alle Drucker verwendet werden kann.

Da der business-grafics-Bereich immer mehr an Bedeutung zunimmt halten wir diese Lösung für die wichtigste.

Verkaufsleitung

NEC Home Electronics GmbH, Neuss

Die zur Zeit im Markt vorhandene große Anzahl von vielen verschiedenen Interfacearten verschiedener Hersteller hat seine Ursache in der Vielfältigkeit der Computerwelt, insbesondere der Homecomputerbereich ist für "Newcomer" nahezu unüberschaubar geworden. NEC hat hier einen Schwerpunkt in dem Konsequenten Einhalten von standardisierten Schnittstellen gesetzt.

Dieses gilt für die Soft- und Hardware, das bedeutet, daß alle neuen NEC-Drucker aufwärtskompatibel zu den älteren Modellen sind. Durch die Einführung von steckbaren Interfacemodulen konnten wir einen neuen Akzent im Markt bei der Standardisierung von Schnittstellen setzen.

Barry Parker

Geschäftsführer, Diablo Systems GmbH, München

Während der Anfangsphase des Personal Computers entwickelten eine große Anzahl von Herstellern eigene Interfaces. Damit wollte jeder eigentlich einen Standard setzen und sich einen eigenen Marktbereich sichern. Unterschiedliche Schnittstellen heißt für den Anwender natürlich auch, daß nur bestimmte Hersteller in Frage kommen. Bald mußten die Hersteller aber erkennen, daß ihre speziellen Schnittstellen von der technischen Entwicklung überrollt wurden. "BIack boxes" galten plötzlich als eine billige Lösung, um verschiedenartige Schnittstellen für Industriestandard gebrauchsfähig zu machen. Daneben war es fast zum Sport geworden, spezielle Codes herauszufinden und die Ergebnisse der Tüfteleien mit entsprechenden Anpassungshinweisen dann in Computerpublikationen zu veröffentlichen.

In den vergangenen zwei Jahren begannen eine Menge Unternehmen, die eigene Philosophie zu überdenken. Das wurde auch nötig, da der IBM PC den Markt betreten hatte. Dieser Mikrocomputer nutzt das "open architecture concept", also ein Angebot von Chips, Hardware und Schnittstelle im Industriestandard. Durch sein Marktvolumen und weniger wegen der Schnittstellenmerkmale setzte sich dieser Mikro als Standard durch. Nicht nur bei Insidern ist bekannt, welch großen Fehler drei der potentesten Computerhersteller begangen haben, als sie an ihren Geräten die Merkmale der IBM-Schnittstelle nicht berücksichtigten.

Derzeit gelten als Standards die Schnittstellen RS-232, Centronics 8-Bit und die IECE 488. Die meisten Fabrikate besitzen wenigstens eine dieser Normierungen oder gebrauchen eine Variation dieser Schnittstellen.

Hersteller von Peripheriegeräten entwickelten in unterschiedlicher Weise ihre Erzeugnisse auf diese Schnittstellennormen hin. Um kompatibel zu werden, empfiehlt man etwa den Tausch mehr oder weniger kostspieliger Module. Genau hier hebt sich die Druckerversion "Diablo api" ab. Ohne eine Veränderung der Hardwarekonfiguration bietet diese Schnittstellenlösung die gewünschten Eigenschaften.

Der Vorteil für die Händler besteht darin, nicht mehr unnötig viele Schnittstellentypen führen zu müssen. Der Vorteil für den Enduser liegt darin, flexibel sein und von einem Computerinterface zum anderen wechseln zu können, wobei nur das - recht billige - Verbindungskabel ausgetauscht werden muß.

Franz Rabins

Technischer Leiter, Epson Deutschland GmbH, Düsseldorf

Zum ersten muß bemerkt werden, gibt es bei der Interfaceproblematik leider nicht nur Hardwareschwierigkeiten. Es gibt zuviele Softwareinterpretationen der ansonsten standardisierten Hardwareschnittstellen.

Zum zweiten scheint sich in der Bundesrepublik V.24 als eine Art Standard zu entwickeln. Das größte Problem liegt allerdings noch darin, eine einheitliche Protokollierung zu finden. Die Ursache dieses ganzen Interface-Dilemmas ist eben in der Vielzahl unterschiedlicher Protokolle zu sehen. Normen, Vereinheitlichen oder Typisieren heißt da die Lösung.

Peter Recker

Produktmanager für Drucker und Peripherie, Olympia Werke AG, Wilhelmshaven

Aus dem Chaos herauszukommen, sehe ich überhaupt keine Chance. Jeder Hersteller von PCs hat seine eigene Schnittstelle, sowohl hardware- als auch softwaremäßig. Dies reicht sogar hin bis zum Code. Und das sind Probleme, die sicherlich nicht in Kürze zu bewältigen sind.

Wir von Olympia haben die Standardschnittstellen wie V.24 oder RS232, weiter 8-Bit-Parallel nach Centronics, und noch die IECE-488-Schnittstelle. Auch schon bei diesen Hardware-Schnittstellen, die ja in Normen beschrieben sind, gibt es Unterschiede bei der Pill-Belegung. Zu nennen ist da der Hardware-Handshake-Bereich mit seinen verschiedenen Speichergrößen im Empfangsbuffer des Druckers. Auch bei der 8-Bit-Parallel-Schnittstelle zu Centronics gibt es Schwierigkeiten, indem die Handshake-Leitungen unterschiedlich interpretiert werden. Unserer Meinung nach bereitet die Schnittstelle IECE 488 die wenigsten Probleme, da sie stark reglementiert ist. Das große Handikap bei ihr: die geringe Marktakzeptanz. Im Bereich Software liegen die Schwierigkeiten hauptsächlich bei der Ansteuerung verschiedener Schriftleistungen. Komplikationen treten auf, wenn etwa Fettschrift, Schattenschrift oder Unterstreichen angesteuert werden sollen, um nur einiges zu nennen. Unterschiedliche "commands" für diese Sonderschriftarten veranlassen den Druckerhersteller notgedrungen, sich über EPROM-Emulation diesen Prozeduren anzupassen. Olympia macht das auch. Als Beispiel mag Wordstar dienen, dessen amerikanischer Software wir uns angepaßt haben, weil sie eben meist nur Druckertypen wie Qume oder Diablo unterstützt.

Wir versuchen der Schnittstellenproblematik Rechnung zu tragen, indem wir unsere Drucker den unterschiedlichen Mikrocomputertypen über Applikationen weitestgehend anpassen. Denn jeder Mikrocomputerhersteller kocht ja sein eigenes Süppchen.

Jochen Scheppke

Geschäftsbereichsleiter OEM und Peripherie, Ericsson Information Systems GmbH. Düsseldorf

Wir sehen durchaus eine Möglichkeit, dem Interface-Chaos zu entgehen. Die Lösung lautet Emuface (emufacing). Dieses Kunstwort setzt sich aus folgenden Begriffen zusammen: Interface und Emulation.

Erklärung: Ein Interface ist in der Regel eine hardwaremäßige Kopplung zwischen zum Beispiel Rechner und Peripherie.

Eine Emulation ist eine Nachempfindung von speziellen Befehlsabläufen, Codesequenzen, Softwarebefehlen etc.

Werden diese Emufaces direkt in die Peripherie (zum Beispiel Drucker) integriert, so ist ein direkter Anschluß an Rechner gegeben. Das bedeutet, daß alle Kundenkreise (OEMs, Systemhäuser, Distributoren, Anwender) durch den Einsatz solcher Peripheriegeräte minimalen Adaptionsaufwand haben.

Dieter W. Schmidt

Presseabteilung, IBM, Stuttgart

Der IBM PC ist ein offenes System. Alle Hard- und Softwareschnittstellen sind bekannt. Für den Anschluß peripherer Geräte stehen die gängigen Standardschnittstellen wie Centronics oder V.24 zur Verfügung. Eine Schnittstellenproblematik besteht aus unserer Sicht nicht.

Gerd Theisinger

Vertriebsleiter Dataproducts International, Frankfurt

Da der Markt im Mikrocomputer-Bereich sich in Zukunft immer mehr auf IBM und Kompatible orientieren wird, sollten wir die IBM-PC-Schnittstelle als weiteren Standard einbeziehen.

Die Schnittstelle selbst ist eine Centronics-Parallel-Schnittstelle und unkompliziert. Um den Mikrocomputer jedoch von nutzen zu können, ist von Bedeutung, daß der IBM-Zeichensatz zu Papier gebracht werden kann. Druckerhersteller übersehen dieses wichtige Marktpotential nicht und bieten bereits von IBM-kompatible Drucker an (Dataproducts, Diablo etc.).

Zur weiteren Vereinfachung gehen Druckerhersteller folgende Wege:

Es werden unterschiedliche Interfacekarten angeboten, die einfach und unkompliziert am Drucker zu wechseln sind, zum Beispiel Centronics, IECE RS232, IBM-PC (Qume, NEC).

Das Druckerinterface wird softwaremäßig kontrolliert. Durch unterschiedliche Interface-Kabel wird die jeweilige Schnittstelle soft- und hardwaremäßig selektiert (Diablo).

Der Drucker ist grundsätzlich mit RS232- und Centronics-Schnittstelle ausgestattet und besitzt nur einen Eingangsstecker. Softwaremäßig wird das Interface selektiert. Zum Anschluß wird ein Standard-25poliges Anschlußkabel verwendet. Falls zusätzlich Modifikationen notwendig sind, sind diese für die Top-10-Personal-Computer im User-Manual aufgelistet (Dataproducts).

Im komplizierteren Fall, der Mikrocomputer-Hersteller möchte keine Fremd-Peripherie akzeptieren (Xerox, Commodore, Apple-McIntosh, HP etc.), ist es wohl auf Dauer schwierig, Druckerkompatibilität zu erzielen. Hier sollte sich der Anwender mit dem vom Mikrocomputer-Hersteller angebotenen Druckerprogramm auseinandersetzen und eine Kaufentscheidung von der richtigen Druckerperipherie abhängig machen.

Petter Daniel

Technischer Leiter, Tandberg Data GmbH, Dortmund

Tatsache ist, wir, als unabhängige Hersteller, müssen die Gegebenheiten des jeweiligen Marktes beachten. Das bedeutet, sind Anpassungen unserer Geräte an gegebene Voraussetzungen nötig, müssen wir diese Peripherieanpassungen vornehmen. Bei diesem Prozeß haben wir - wie jedes Unternehmen - natürlich im eigenen Interesse die größte Stückzahl im Auge. Allgemein gesehen glaube ich nicht, daß sich dieser Zustand auf dem Markt verbessern wird.

Eine Lösung dieser Problematik zu nennen, fällt recht schwer. Auch Standardisierungsorganisationen sind nicht stark genug, ich denke dabei an die ECMA, um in diesem Chaos aufräumen zu können.