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Unisys: RFID startet schon 2006 durch

04.10.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im kommenden Jahr wird der Einsatz der Radio Frequency Identification (RFID) den Durchbruch erleben, so die Prognose des Dienstleisters Unisys Corp. Aufgrund neuer technischer Entwicklungen und eines derzeit beobachtbaren Preisverfalls bei Chips und Lesegeräten würden 2006 viele Anwenderunternehmen von der Pilot- in die Implementierungsphase wechseln.

Peter Regen, Vice-President der Unisys-Division Global Visible Commerce, ist sicher: "Die RFID-Skeptiker, die große technische und regulatorische Probleme sehen und den Return on Investment bezweifeln, irren sich. Mit dem Barcode haben wir vor 30 Jahren Dasselbe erlebt." Heute seien 87 Prozent aller Supermarkt-Produkte mit den schwarzen Streifen gekennzeichnet. Und die berührungslose Identifikation via RFID werde bedeutend schneller angenommen als seinerzeit die Barcode-Kennzeichnung.

Wie Regen dem Brancheninformationsdienst "Computerwire" verriet, hofft der Anbieter von RFID-Dienstleistungen in diesem Markt unter anderem auf ein 400-prozentiges Wachstums des Outsourcing-Segments im kommenden Jahr. Vielversprechend sei darüber hinaus der Sektor In-Transit-Visibility. Mit diesem Fachbegriff ist die Verfolgung von Produkten beziehungsweise Packungen über die gesamte Transportkette gemeint, auch Tracking and Tracing genannt. Wer jederzeit weiß, wo sich ein Karton befindet, wie er dahin gekommen ist, wo er hingeht und ob beziehungsweise wie er möglicherweise verändert wurde, kann schneller auf Störungen der Lieferkette oder kurzfristige Änderungen des Geschäfts reagieren.

Laut Regen wird sich der - behördlich genehmigte - Einsatz von passiven RFID-Etiketten auf Verpackungen in Transportflugzeugen 2006 verdoppeln. Die Logistik- und Transportindustrie könne zudem aus den Fehlern lernen, die von den RFID-Pionieren im Handel, in der Automobilindustrie, im Gesundheitswesen und beim Militär gemacht worden seien.

Unisys zielt erklärtermaßen auf besser integrierte In-Transit-Services, beispielsweise durch Satellitenüberwachsung und Mobilfunk-Tracking. Schlüsselmarkt für diese Technik ist für Regen die "Kühlkette". Das sind die Unternehmen, die in eine Lieferkette für Tiefkühlkost oder wärmeempfindliche Medikamente eingespannt sind. Über Sensoren lasse sich die Temperatur der Waren beinahe in Echtzeit überwachen. Auch die IBM hat - mit Hilfe von Maersk Logistics - bereits einen Fuß in diesen Markt gesetzt. In dem blauen Riesen sieht Unisys neben Accenture seinen Hauptkonkurrenten auf dem RFID-Sektor.

Mit IBM ist sich Unisys auch darin einig, dass die öffentliche Sicherheit einen weiteren Entwicklungsmarkt darstellt. "Wir bekommen derzeit mehr Aufträge von der Regierung", sagte er, "über Vieles, was wir hier tun, können wir jedoch nicht offen reden." Dasselbe gilt offenbar für ein Großprojekt, das Unisys für "einen der größten Häfen der Welt" in die Hand genommen hat.

Als Katalysatoren für die Marktbeschleunigung sieht der Serviceanbieter die flächendeckende Verfügbarkeit von RFID-Produkten der zweiten Generation (EPCglobal Class 1 Generation 2). Marktbeobachter erwarten, dass die für große und unterschiedliche Kontinente umschließende RFID-Installationen geeigneten Spezifikationen Anfang des kommenden Jahres auch von der International Standards Organization (ISO) ratifiziert werden.

Befeuert wird die Marktentwicklung zudem von einem deutlichen Einbruch der Stückpreise für RFID-Etiketten und -Inlays (Halbfertigprodukte). Nach Alien, RSI und Avery Dennison haben weitere Hersteller radikale Preissenkungen angekündigt. Dazu zählt der finnische Produzent UPM Rafsec, der seine für Generation-2-Funketiketten bestimmten Chips zu einem Preis unter zehn Cent verkaufen will, wenn der Kunde mehr als 50 000 davon ordert. Konkurrent Avery Dennison hat den Preis noch ein wenig stärker gedrückt - aber nur für Großabnehmer von mindestens einer Million Stück.

Wo die Chip-Hersteller vorangehen, wollen die Produzenten von Lesegeräten nicht zurückstehen. So offeriert die Applied Wireless Identification Group (Awid) ihr mit vier Antennen bestücktes Lesegerät für Generation-2-Chips (Typ "MPR 3040") um 70 Prozent billiger, also für weniger als 1000 Dollar. (qua)