Neue Kommunikationsbasis für den Konsumgütergiganten

Unilever kooperiert über das Internet

27.06.2003
MÜNCHEN (CW) - Der Nahrungs-, Putz- und Pflegemittel-Konzern Unilever stellt die Kommunikation mit Kunden, Lieferanten und firmeninternen Abteilungen auf eine Web-Basis. Das neue System soll die Informationen von den 200 Geschäftsstellen des Unternehmens bündeln und eine durchgängige Schnittstelle für alle Beteiligten bieten.

Mit einem Jahresumsatz von 48 Milliarden Dollar ist Unilever Plc./Unilever NV einer der weltgrößten Anbieter von Consumer-Produkten. Das im niederländischen Rotterdam sowie in London heimische, aber in 150 Ländern auf fünf Kontinenten tätige Unternehmen bemerkte vor etwa drei Jahren, dass seine Kommunikation mit Lieferanten, Abnehmern und elektronischen Handelsplattformen durchaus effektiver sein könnte. "Unsere rund 200 operativen Geschäftsstellen verkehrten alle über Virtual Private Networks mit ihren Kunden - allerdings jeweils mit einem anderen EDI-System", beschreibt Chris Turner, Vice-President Applications Architecture bei Unilever NV in Rotterdam, den damaligen Stand der Dinge. Nach Angaben von IT-Chef Peter Slator war es "unpraktisch und teuer, viele unterschiedliche Systeme weltweit zu haben".

Nach einer Evaluierungsphase entschied sich Unilever für die Zusammenarbeit mit IBM, da das Unternehmen "auch auf lange Sicht noch am Markt sein wird", wie Turner die Entscheidung begründet. Ein System auf Basis von Microsofts .NET-Architektur kam für Unilever nicht in Frage. Schließlich sollte die bestehende, Java- und Unix-lastige IT-Infrastruktur nicht vollständig ausgewechselt werden. Statt dessen musste der Konzern nur das Equipment erweitern, das er bereits in Gebrauch hatte.

Laut IBM zielt Unilever mit der neuen, mehrere Millionen Dollar teuren Kommunikationsplattform darauf, "eine engere Zusammenarbeit aller Breiche der Wertschöpfungskette zu erreichen, um sowohl den Umsatz als auch die Wettbewerbsvorteile zu steigern". Die Lösung helfe dem Unternehmen dabei, die Beziehungen zu seinen Geschäftspartnern zu verbessern, die eigene Effizienz zu erhöhen und neue Märkte zu erreichen.

Das neue System basiert auf IBMs Software-Suite "Websphere Integration". Unter anderem stellt es eine grundlegende Dateninfrastruktur für die globalen Operationen des Konzerns bereit. Technisch umfasst es eine globale Installation im US-Bundesstaat Connecticut sowie fünf regionale Instanzen des Systems.

Mit Hilfe des Websphere-Brokers "MQ" werden die Informationen von den regionalen Geschäftsstellen zusammengeführt. Die Kommunikation mit der Außenwelt erfolgt über den zentralen Knoten. Dabei sorgen die Integrationswerkzeuge der Websphere-Familie für die Einbindung der unterschiedlichen Kommunikationsprotokolle und der - aufgrund zahlreicher Firmenzukäufe - recht heterogenen Systeme in den einzelnen Unilever-Filialen. Der Connectivity-Switch soll es den unternehmensinternen Systemen ermöglichen, über ein simples Business-to-Business-Gateway mit der Außenwelt zu kommunizieren.

Das Gros der zur neuen Kommunikationsplattform gehörigen Server befindet sich im nordamerikanischen Unilever-Rechenzentrum. In einigen, vor allem in den US-basierenden Geschäftsbereichen des Unternehmens befindet sich das System schon im Produktivbetrieb. "Viele der EDI-Nachrichten für unser Eiskrem-Geschäft und unsere Kataloge laufen darüber", so Turner. Bis Unilever alle seine Lieferanten an das neue IBM-System angedockt habe, dürfte es aber "noch eine ganze Weile dauern". (kf/qua)