Erste Implementierung auf der AS/400

Unicode erleichtert den internationalen Einsatz von Mysap.com

01.12.2000
MÜNCHEN - SAP macht Mysap.com auf der AS/400 für den internationalen Einsatz attraktiver. Die Unicode-Zeichencodierung erlaubt es, mehrere Sprachen gleichzeitig mit einem Server zu unterstützen. Berthold Wesseler* beschreibt die Technik.

Als erstes ERP-System unterstützt Mysap.com von der SAP AG, Walldorf, den Unicode-Standard durchgängig. Damit lassen sich mehrere Fremdsprachen besonders einfach in einer Software abbilden. Hierzu verwendet das Zeichensatzsystem eine erweiterte Zeichendarstellung mit 2 Byte Länge (Double-Byte-Zeichensatz = DBCS). Üblich ist bisher die Zeichencodierung in einem Byte, was die Menge der darstellbaren Zeichen auf 256 beschränkt. Für den internationalen Einsatz sind daher Tricks erforderlich, um so viele Zeichen abbilden zu können wie nötig.

Die Lösung gibt es zunächst für IBMs Midrange-Rechner AS/400 (jetzt I-Series), dessen Betriebssystem OS/400 und die Datenbank DB2 bereits Unicode-fähig sind. In dieser Kombination unterstützt SAP gleichzeitig den Betrieb von Englisch mit einer der folgenden Sprachen: Japanisch (Shift JIS), vereinfachtes Chinesisch (GB2312-80), traditionelles Chinesisch oder Taiwanisch (Big 5) und Koreanisch (KSC5601). Über ihren Single-Byte-Zeichensatz (SBCS) bedient die AS/400 weiterhin Versionen für andere Sprachen.

"Im Internet-Zeitalter ist Unicode die beste Wahl für die Verschlüsselung von Zeichen und die Darstellung von Sprachen", erklärt Stephan Rossius, Global Partner Director IBM beim Walldorfer Softwarehaus. Damit will SAP den Kunden neue Märkte in Fernost erschließen helfen, die sich dank Internet-Anwendungen zwischen Käufern und Verkäufern eröffnen. Um in fremden Ländern aktiv werden zu können, müssen sprachabhängige Daten - beispielsweise Produktkataloge und Preislisten - angelegt, übersetzt und im System global verfügbar gemacht werden. Dabei ist Flexibilität gefragt, so dass Mitarbeiter intern eine firmenweite Sprache nutzen können, während Kunden in ihrer Muttersprache bedient werden. Das heißt im Endeffekt: Sowohl die Programme als auch die Datenbestände müssen mehrsprachig angelegt sein. Wer weiß, wie viele Zeichensätze allein zur Bedienung des europäischen Marktes auf den heute gängigen Plattformen erforderlich sind, kann sich ausmalen, welcher Aufwand für einen solchen Ansatz in fernen Ländern wie China erforderlich wird. Mit der neuen Software lassen sich mehrsprachige Anwendungen mit einer SAP-Lizenz auf einer Datenbank betreiben. Interessant dürfte diese Lösung daher sowohl für deutschsprachige SAP-Kunden mit AS/400-Installationen sein, die in Asien Niederlassungen unterhalten, als auch für asiatische Firmen, die auf SAP und die AS/400 setzen.

Natürlich müssen die Unicode-Vorteile durch höheren Speicherplatzbedarf und mehr Rechnerleistung erkauft werden. Damit sammeln derzeit die ersten Pilotanwender ihre Erfahrungen. Nach einem Fein-Tuning des Zusammenspiels der komplexen Hardware- und Softwaresysteme durch SAP und IBM ist noch in diesem Jahr mit der Vertriebsfreigabe zu rechnen.

*Berthold Wesseler ist freier Journalist in Brühl.

UnicodeUnicode nutzt anders als Ascii (7 Bit) beziehungsweise dem AS/400-Code Ebcdic (8 Bit) gleich 16 Bit für die Zeichendarstellung. Dadurch benötigt Unicode zwar den doppelten Speicherplatz, kann dafür aber außer lateinischen Buchstaben und arabischen Zahlen auch andere Alphabete und Schriften darstellen: Arabisch, Hebräisch, Griechisch, Kyrillisch und die so genannten CJK-Zeichen (Chinesisch, Japanisch, Koreanisch). Außerdem können mathematische und technische Sonderzeichen codiert werden. Unicode wird von der International Organization for Standardization (ISO) genormt und liegt mittlerweile in der Version 3.0 vor. Von den theoretisch möglichen 65536 Unicode-Zeichen wurden bisher etwa 39000 zugewiesen, davon allein 21000 für chinesische Zeichen. Damit Unicode auf Anwendungsebene funktionieren kann, müssen die genutzten Betriebssysteme, Datenbanken und Programmiersprachen Unicode unterstützen.