Nur Flexibilität erhöht Produktionsoutput:

"Unbemannte Fabrik" bleibt Utopie

05.10.1984

STUTTGART (CW) - Mit zunehmendem Wettbewerb und Verschiebungen in der internationalen Arbeitsteilung durch technische und soziale Entwicklungen laufen Unternehmen gleich zweimal Gefahr des Zurückfallens: strategisch bei Märkten und Produkten und operativ in ihrer Produktionstechnik. Die somit veränderten Bedingungen des Absatzmarktes erfordern künftig die flexible Fertigung bei hoher Automatisierung und Produktivität. So der Tenor der 17. Arbeitstagung des Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) Mitte September in Böblingen bei Stuttgart.

Ausführliche Fallstudien zeigten, vor allem für mittelständische Unternehmen, eine Reihe von probaten Maßnahmen, um den Planungsaufwand und das Investitionsrisiko bei der Einführung flexibler Fertigungssysteme zu senken und in überschaubaren Grenzen zu halten. Dabei erfordert ein übergeordnetes Gesamtkonzept sowohl von Hersteller- als auch von Anwenderseite die Bereitschaft zu Teamarbeit und Systemdenken. Neben dem straff organisierten, rechnerunterstützten Informations- und Materialfluß müssen alternative Arbeitsstrukturen entwikkelt und nach umfassenden funktionalen, wirtschaftlichen und sozialen Kriterien bewertet werden.

Betont wurde in den einzelnen Referaten immer wieder, daß die "unbemannte Fabrik", die Elimination menschlicher Arbeit, keine positiven Resultate zeige. Vielmehr gelte es modernste Technologie mit qualifizierter Arbeit in neuer Weise zu verknüpfen. Auch für die Jugend bestehe durch den verstärkten Bedarf an geschulten Facharbeitern erneut die Möglichkeit attraktiver Industriearbeit.

Ausgelöst von rasch wechselnden Kundenwünschen und der internationalen Notwendigkeit der Konkurrenzanpassung, geht der weltweit zu beobachtende Trend heute vermehrt zu kleineren Losgrößen bei zunehmender Variantenvielfalt. Mit Hilfe der flexiblen Fertigungssysteme lassen sich die drohenden operativen Lücken im Fertigungsbereich optimal schließen. Durch schnell wechsel- oder umrüstbare Teilelemente können auch komplexe materialflußtechnische Schnittstellen funktionsgerecht gestaltet werden.

Spezialisierte Hersteller liefern auf den konkreten Anwendungsfall vom Maschinenzentrum über programmierbare Transportsysteme und Roboter bis hin zur problemangepaßten, intelligenten Systemsoftware alles, was für autonome Fertigungszellen oder verkettete Fertigungssysteme erforderlich ist.

Mit diesem Spektrum individuell variierbarer Nutzungsmöglichkeiten kann eine nachhaltige Verbesserung der Kostensituation und Wettbewerbsfähigkeit sowie eine Steigerung von Arbeitts- und Kapitalproduktivität erreicht werden.