Anwender halten IBMs PS2 für noch zu teuer

"Umstellung würde User ein Vermögen kosten"

27.11.1987

LAS VEGAS (CWN) - IBM tut sich schwer, seine PS/2-Modelle an den Anwender zu bringen. Besonders gilt das für kleine und mittlere Unternehmen. Ihnen sind die Maschinen einfach zu teuer. Dieses Bild ergab sich nach einer informellen Umfrage der US-amerikanischen CW-Schwesterzeitung COMPUTERWORLD auf der Computermesse Comdex in Las Vegas.

"Wir bleiben bei unserer alten Ausrüstung", erklärte beispielsweise Messebesucher Bernd Wuschansky Technischer Leiter bei Datamega in München. Wuschansky erklärte, für umgerechnet etwa 4300 Mark sei er in der Lage, einen AT-Kompatiblen zu erwerben und mit Farbmonitor, Video Graphics Array, 1 MB Arbeitsspeicher und einer 40 MB fassenden Harddisk auszürusten. Ein etwa vergleichbares Gerät aus IBMs /2-Serie wäre das Modell 50 - aber das kostet (umgerechnet) über 6000 Mark, und zwar ohne Monitor.

Ein Computerland-Ladenbesitzer aus Kalifornien sagte, es sei nicht so daß es keine Nachfrage nach den /2 - Maschinen gäbe. Aber die ATs seien immer noch sehr begehrt. "Wir würden noch eine ganze Menge ATs verkaufen, wenn IBM sie noch bauen würde", meinte er.

Was sich in der ganzen Angelegenheit als nicht sehr hilfreich für IBM erweise, sei der Umstand, daß keine zwangsläufige Verbindung existiere zwischen den PS/2 und dem Betriebssystem OS/2. Microsofts MSOS/2 läuft auch auf Geräten ohne Mikrokanal, sofern sie mit Intels Prozessortypen 80286 und 80386 bestückt sind.

"Preiswerte Nachbauten bieten einen Vorteil beim Preis/LeistungsVerhältnis", brachte ein Systemberater aus North Carolina die Sache auf den Punkt. In den meisten Fällen würde die Leistungsfähigkeit kompatibler Rechner den Erfordernisssen seiner Kunden entsprechen. Nach seiner Feststellung "hält OS/2 keinen davon ab, einen Klon zu kaufen".

Dick Dickstein, Vorsitzender der Anwendervereinigung "Las Vegas PC User Group Software Review Committee" hatte gemeinsam mit fünf weiteren Mitgliedern der Verbindung IBMs /2-Announcement abgewartet, bevor er sich entschied. "Von uns sechsen hat dann nur einer einen PS/2 gekauft", stellte er fest.

Gleichzeitig war auf der Messe der Ruf nach OS/2-Anwendungen zu vernehmen. Allerdings nicht von allen: Wuschansky von Datamega beispielsweise ging zu IBMs Hoffnungsträger deutlich auf Distanz. "Mit all den Anwendungen, die wir unter MS-DOS laufen haben, wäre es einfach eine Geldverschwendung, das jetzt umzustellen. OS/2 würde mich ein Vermögen kosten".