Drei Monate Erfahrungen mit der ersten installierten Nixdorf 8870

Umsteiger spart monatlich 2500 Mark Miete

31.10.1975

SIEGEN - Hermann Tusche (50), kaufmännischer Leiter und EDV-Chef der Elektrogroßhandlung Stoffel KG, ist ein Ursiegerländer Sparfanatiker: "Durch das Umsteigen geben wir im Monat rund 2500 Mark weniger für EDV-Miete aus. Außerdem ist unser Chef schon lange der Meinung, die Computerei sei zu teuer", kommentiert Tusche seinen spektakulären IBM-Rausschmiß. Das seit 1970 für über 1900 Mark Monatsmiete installierte System IBM 3-10 wurde im August durch ein Nixdorf Magnetplattensystem 8870-40 (40 KB, 2x6 MB Platte, 2 Bildschirme, 1 Magnetbandkasetten-Station, Matrix-Zeilendrucker (165 s) ersetzt. "Die Erweiterung der Speicherkapazität ist an sich nicht bedeutend", so Tusche "wir wollen sparen." Für jetzt 4700 Mark Monatsmiete handelte sich die Stoffel KG dennoch Zusatzvorteile ein:

- Der Systemdurchsatz ist höher

- Die Auftragsbearbeitung und die Datenerfassung am Bildschirm sind möglich.

- Erfassung und Verarbeitung können parallel laufen.

Service senkt Selbstkosten

Der Clou der Geschichte allerdings liegt noch auf einem anderen Sektor: "Auch auf der IBM 3/10 haben wir, um unsere Selbstkosten zu senken, ein wenig Service-Rechenzentrum gespielt", erzählt Hermann Tusche. Der Service wird jetzt unter verbesserten Vorzeichen fortgesetzt. Bei einem befreundeten Unternehmen, der Großhandlung Techno-Strack in Siegen, aber auch bei einem Stoffel-Kunden, stehen Nixdorf 720-Datenerfassungsgeräte. Die auf Magnetband-Kassette erfaßten Daten werden auf der Stoffel-Anlage weiterverarbeitet. .

Die Service-Kunden benutzen nicht nur den Stoffel-Computer, sondern in Lizenz auch Tusche-Programme. Tusche, früher aktiver Kommunalpolitiker: "Seit ich aus der Politik ausgestiegen bin, habe ich doch viel Zeit dafür."

Die Erlöse aus dem Service-RZ mag Tusche nicht beziffern, aber sie tragen ganz erheblich zur Fixkostenverteilung bei und senken die EDV-Kosten für die Eigennutzung der Stoffel KG merklich. Grund genug für Tusche, um festzustellen: "Das bauen wir auf jeden Fall noch aus." Zur Zeit spricht er gerade mit einem größeren Einzelhändler über die Vorzüge des Stoffel -RZ-Service.

Wöchentliche Sammelrechnungen

Reserven für Service-Abnehmer hat die Stoffel - eigene Kundenkartei: rund 500 Firmen. Sie werden mit insgesamt 4000 Artikeln beliefert, die wiederum von 200 Lieferanten kommen. Das Datengetümmel hat Tusche bereits durch einen Kniff kanalisiert. Die täglich eingehenden Bestellungen werden umgehend erledigt, aber zunächst sozusagen "ins Leere fakturiert" (Tusche). Einmal wöchentlich kumulieren die auf Platte gespeicherten Teilrechnungen zu einer Sammelrechnung. Rund 10 000 Faktura-Zeilen kommen im Monat zusammen.

Start mit Magnetkonten

Noch ein wenig schaudernd denkt Hermann Tusche an seine ersten frühen EDV-Schritte zurück. 1967 installierte die Stoffel KG einen Magnetkontencomputer Siemag 2000 mit 2 K (später Philips Elektrologica). Das "Typenhebelschreibwerk auf beweglichem Buchungswagen" dröhnt Hermann Tusche heute noch im Ohr: "Das knallte wie eine 3,7-cm-Flak auf Selbstfahrlafette", erinnert er sich. Beim ersten Umstieg auf IBM 1971 vermochte er bei MDT-Herstellern kein geeignetes Instrument für seine EDV-Pfiffigkeit zu finden, nicht einmal bei Nixdorf. "Bei dem ersten Nixdorf-Plattensystem hätte ich graue Haare bekommen'' berichtet Tusche, "aber jetzt, jetzt läuft das prima. Vor allem billig."