Späte Einsicht

Ulf J. Froitzheim

18.08.1989

An Wang kann nicht behaupten, daß man ihn damals nicht gewarnt hätte. Aber der Doktor, der die DV-Branche gerade mit der als Management-Buch getarnten Familien-Saga "Lessons" beglückt hatte, hielt Treue zur Familie für wichtiger als professionelles Management. Er ließ den bei Kunden angesehenen John F. Cunningham gehen, hievte seinen Filius Fred in den Chefsessel, der ihm drei Nummern zu groß war - und sah untätig zu, wie sich eine Clique von saturierten Regional Managers in den ausländischen Dependancen auf Kosten des Unternehmens ihre Pfründe sicherte.

Was zu kurz kam, war eine marktnahe Produktpolitik. Die wenigen qualifizierten Manager, die Daddy Wang im Konzern etwas werden ließ, konnten sich nicht durchsetzen gegen den Gründer und seinen Juniorchef, in dem skeptische Beobachter nie etwas anderes sahen als den Strohmann seines alten Herrn. Die Entscheidungen traf der Familienrat, und in diesem galt das Wort von An.

War Fred Wang aber die Marionette, so darf man ihn kaum verantwortlich machen für das Mismanagement, das in den letzten Jahren in Lowell herrschte. Sohnemann spielt den Sündenbock für den patriarchischen Papa. Wenn jetzt, wie viele hoffen, John Cunningham als Feuerwehrmann zurückgeholt wird, dürften dahinter vor allem die Geldgeber stehen, die der Einsicht des inzwischen gesundheitlich schwer angeschlagenen Seniorchefs etwas nachgeholfen haben. Sie wissen, daß nur ein unabhängiger Manager das Blatt wenden kann. Und unabhängig ist Cunningham: Er hat nicht nur Computer Consoles saniert, sondern dabei auch sich selbst gesundgestoßen.