Ueber 3000 Teilnehmer deskutieren DV-Schulungstrends Selbst DV-Dozenten koennen sich an Internet nicht vorbeimogeln

21.10.1994

ATLANTA (hk) - Internet und kein Ende. Auch auf dem Jahreskongress der amerikanischen DV-Dozenten und Supportspezialisten stiess das Thema elektronische Kommunikation auf grosses Interesse. Unternehmen, die in desem Markt aktiv sind, vermelden einen wachsenden Beratungs- und Schulungsbedarf bei Anwendern.

Selbst die Geburt ihres Sproesslings kuendigte Elisabeth Lane Lawley via Internet - mit Fotos - an. "Das Verschicken von Briefen ist mit zu anstrengend geworden", meinte die Gruenderin und Direktorin des Dienstleisters "Internet Training & Consulting Services" aus Tuscaloosa, Alabama.

Mitarbeitern den Umgang mit dem Internet beizubringen bedeutet eine neue Kultur ins Unternehmen einzufuehren, dozierte die Firmenchefin in einem Vortrag vor interessierten DV-Trainern. Es gehe ihr allerdings nicht darum, die Teilnehmer "fliessend TCP/IP sprechen zu lehren", sondern ihnen den Nutzen dieses Mediums naeherzubringen.

Rick Gates verglich die aktulle Diskussion zu diesem Thema mit der Einfuehrung des Telefons vor 100 Jahren. Auch damals haetten nur wenige Menschen die neue Technik genutzt und es haette einige Zeit gedauert, bis sie sich endgueltig durchgesetzt haette und eine Selbstverstaendlichkeit wurde. Ebenso wie Lane ist Gates Gruender und Direktor eines Internet-Training-Unternehmens und zwar in Tucson, Arizona.

Seine Arbeit besteht zur Zeit vor allem darin, ein- bis zweitaegige Einfuehrungsveranstaltungen fuer Fuehrungskraefte abzuhalten. "Der Bedarf an Informationen beim Management ist immens", versicherte der US-Berater. Dies beginne bei ganz grundlegenden Problemen bis hin zu Sicherheits- und Datenschutz- sowie Kostenfragen, etwa den Vergleich von Gebuehrentarifen. Darueber hinaus bietet er branchenorientierte Kurse fuer Spezialisten an, den ""ein Chemiker benoetigt ganz andere Informationen als ein Dozent".

Beide Internet-Experten plaedieren fuer eine professionelle Schulung der Endanwender und vor allem fuer eine gutangelegte Dokumentation mit einem Stichwortverzeichnis, das den Teilnehmer beim elektronischen Kommunizieren effektiv unterstuetzt.

Elliot Masie, Chef des gleichnamigen Instituts in Chambridge, Massachusetts, beabsichtigt im Novemder, in einem weltweiten Pilotversuch via Internet ueber das Thema "DV-Schulung" in einem Forum zu diskutieren. Der Vordenker der amerikanischen DV- Seminarszene meinte in Atlanta, dass sich auf seinen Aufruf bereits 1800 Profis aus 22 Laendern gemeldet haetten.

Masie, dessen Vortraege zu den bestbesuchten gehoerten, sowohl wegen der rhetorischen Brillanz als auch wegen den klaren Aussagen zum Trainingsmarkt, glaubt, dass kuenftig jeder Trainer, der sich als Dienstleister versteht, auf seiner Visitenkarte den elektronischen Anschluss angeben wird. So kann der Teilnehmer auch Tage nach Kursende, wenn die Probleme bei der Umsetzung des Semiarwissens auftauchen, den Dozenten um Rat fragen.

Masie legte seinen Zuhoerern ans Herz, die kuenftigen technischen Entwicklungen genau zu verfolgen, denn sie wuerden auch das Trainingsgeschaeft stark beeinflussen.

Softwarehaeuser seien staendig bestrebt, ihre elektronische Dokumentation zu verbessern und mit Multimedia-Elementen anzureichern, damit der Endbenutzer immer weniger Training und Support in Anspruch nehmen muss.

Wie in jedem anderen Beruf wuerden die Anforderungen an Trainer steigen,prophezeit der Experte. Es werde zu einer Verzahnung von Fach- und DV-Know-how kommen. Er nennt folgendes Beispiel: "Ich kenne eine Bank, in der Sachbearbeitereinen Buchhaltungskurs mit Excel besuchten." Das Bedeute, der Dozent muss sowohl mit der betriebswirtschaftlichen Materie als auch mit der DV vertraut sein.

Und nicht nur das. Ueber die betrieblichen Ablaeufe sollte er auch bestens Bescheid wissen. Masie spricht in diesem Zusammenhang vom "Sneaker-based-Learing" - von einem Lernen also, bei dem der Trainer staendig im Unternehmen unterwegs ist und dem Endbenutzer hilft, im Idealfall dann selbst ein bis zwei Tage den Jobdes Anwenders ausfuehrt, um dessen Problem besser zu verstehen.

Zu diesem Konzept des Lernens am Arbeitsplatz gehoere der verstaerkte Einsatz von Computer-based-Training (CBT). Masie prophezeit ein exponentielles Wachstum von multimedialen Lernprogrammen. Er empfiehlt indes den Entwicklern von solchen Produkten, noch besser auf Anwenderwuensche Ruecksicht zu nehmen. Er verlangt mehr Flexibilitaet: "Staendige Kontrollfragen verderben den Spass am Lernen". Der Anwender sollte mehr Wahlmoeglichkeiten und Freiheiten haben.

Wie die rund 3000 Teilnehmer Masies Ideen umsetzen, wird sich naechstes Jahr in Orlando zeigen. Die "Computer Trainingand Support Conference", veranstaltet vom Ziff Institute, ist das groesste Treffen der US-Beschaeftigten im DV-Schulungsgeschaeft - vom freiberuflichen Dozenten bis zum Personalentwickler in Unternehmen. In ueber 150 Veranstaltungen von der Podiumsdiskussion bis zum Workshop diskutierten die Experten ueber eine Vielzahl von Themen: von der Umschulung von Grossrechnerspezialisten und Umsetzung von Re-Engineering-Projekten ueber Verbesserung der Dokumentation und der Benutzerunterstuetzung bis hin zu Vortraegen mit Themen wie: Bedeutung von Sielen oder des Humors in der Schulung.