Über 100 000 freie Stellen in der IT-Branche

Über 100 000 freie Stellen in der IT-Branche CMG-Chef beklagt Expertenmangel und fordert neue Berufsbilder

26.03.1999
ESCHBORN (CW) - Dem rasanten Wachstum in der IT-Branche steht ein eklatanter Mangel an Fachkräften gegenüber. Die Beratungs- und Software-Enwicklungsgesellschaft CMG, Eschborn, appelliert deshalb an die Bildungspolitiker, Ausbildungswege verstärkt den wirtschaftlichen Erfordernissen anzupassen und neue Berufsbilder auf Hochschulniveau zu schaffen.

Nach Einschätzung von CMG kann die deutsche IT-Branche in diesem Jahr mit acht bis neun Prozent Zuwachs rechnen. 1999 werde erstmals die Marke von insgesamt 100 Milliarden Mark Inlandsumsatz bei Hardware, Software und Dienstleistungen überschritten. Besonders innovative Marktsegmente würden sogar um mehr als 100 Prozent zulegen: So habe Electronic Commerce 1998 erstmals die Schwelle zum Milliardenmarkt überschritten, für 1999 werde ein Volumen von rund fünf Milliarden Mark erwartet.

Zusammen mit der Telekommunikation beschäftigt die deutsche IT-Branche Schätzungen zufolge heute bereits mehr als 1,7 Millionen Menschen. Eine Steigerung der Beschäftigungszahlen sei abzusehen, "wenn entsprechende Fachkräfte mit einer modernen Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen", erklärt CMG-Geschäftsführer Bernd Lantermann.

Der deutschen IT-Branche fehlen nach seiner Einschätzung weit über 100000 Arbeitskräfte mit Fachkenntnissen. Jede achte Expertenstelle bleibe aus Mangel an qualifiziertem Personal unbesetzt. Der Berater fordert Bildungspolitiker und -träger auf, bestehende Ausbildungswege verstärkt an die Erfordernisse der Wirtschaft anzupassen und neue Berufe auf Berufsschul-, Fachhochschul- und Hochschulniveau zu schaffen. "Die IT-Branche ist von einem hohen Innovationstempo geprägt, das in der Bildungspolitik nachvollzogen werden muß. Ich kann mir ohne weiteres einen E-Scout-Azubi oder einen Diplomingenieur für Electronic Commerce vorstellen", meint Lantermann.

In seinen Augen benötigt die deutsche Wirtschaft bereits heute dreimal mehr Informatiker als die Hochschulen ausbilden. Zudem seien die Bildungsinhalte zum Teil nicht praxisnah. "Die IT-Branche sucht händeringend nach Cobol-Programmierern, die mit bestehenden Software-Anwendungen umgehen können, und Java-Experten, die die neue Anwendungsgeneration auf der Basis von Internet-Technologien entwickeln können", weiß Lantermann. Statt sich hier auf staatliche Bildungsträger zu verlassen, habe CMG selbst eigene Ausbildungsprogramme aufgelegt.