Kein Truth Social im Google Play Store

Trump-App in Schwierigkeiten

07.09.2022
Von Redaktion Computerwoche
Donald Trumps Social-Media-Plattform Truth Social bleibt für Android-User unzugänglich. Auch wirtschaftlich wird die Luft für die Plattform dünner.
Donald Trumps Truth Social steckt in Schwierigkeiten.
Donald Trumps Truth Social steckt in Schwierigkeiten.
Foto: Rokas Tenys - shutterstock.com

Google kommentiert die Maßnahme damit, dass Truth Social gegen Richtlinien zum Verbot von Inhalten wie physische Drohungen oder Anstiftung zur Gewalt verstoße. Wie die BBC berichtete, hat Devin Nunes, CEO von Truth Social, Google inzwischen als "Monopol" bezeichnet. Sollte Donald Trump 2024 tatsächlich erneut zum US-Präsidenten gewählt werden, könnte erheblicher Gegenwind auf den Internet-Konzern zukommen.

Truth Social war erstmals im Februar über Apples App-Store angeboten worden, wobei die Einführung von Problemen begleitet war. Auf Google Play, von wo die große Mehrheit der Android-Apps heruntergeladen wird, ist die Social-Web-App indes nicht zu finden. Allerdings können Trump-Fans sich dafür registrieren. Google steht auf dem Standpunkt, alle Apps im Store müssten sich an dieselben Regel halten, auch Donald Trumps Truth Social.

"Verstöße gegen Standardrichtlinien"

Gegenüber der BBC sagte ein Google-Sprecher: "Am 19. August haben wir Truth Social über mehrere Verstöße gegen unsere Standardrichtlinien informiert." Die Plattform verfüge offensichtlich über keine effektiven Systeme für die Moderation nutzergenerierter Inhalte. Das aber schrieben die Nutzungsbedingungen für jede App vor, die auf Google Play veröffentlicht werden soll. Google habe Truth Social Hilfe angeboten, um die Probleme zu beheben.

Das Social Network ist der Ort, an dem Trump seine Botschaften veröffentlicht. Nach dem Sturm auf das US-Kapitol im vergangenen Jahr war der Ex-Präsident von seinem Lieblings-Kanal Twitter und auch von Facebook verbannt worden. Kritiker bezichtigen Truth Social, Desinformationen und Hassreden Tür und Tor zu öffnen. Ein am Montag veröffentlichter Bericht von Newsguard fand etliche Konten, die Verschwörungstheorien auf der Plattform verbreiten.

QAnon-Verschwörer lieben Truth Social

Der Beitrag bestätigt, dass die Verschwörungstheoretiker der QAnon-Bewegung von Twitter und anderen Medien zu Truth Social umgezogen sind. Das Management von Truth Social und auch Donald Trump persönlich sorgen demnach fleißig dafür, dass die falschen und rechtsextremen QAnon-Botschaften weiter in die Welt hinausgetragen werden. QAnon wird nicht nur mit wilden Verschwörungstheorien, sondern auch mit konkreten Straftaten wie dem Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 in Verbindung gebracht.

Newsguard hat auf Truth Social 47 Konten identifiziert, von denen aus QAnon-Anhänger systematisch und hauptamtlich ihre Theorien verbreiten. Keines davon hat weniger als 10.000 Anhänger. Insgesamt wurden 88 User mit ebenfalls je mehr als 10.000 Followern gefunden, die QAnon-Slogans, -Grafiken und -Ideen unterstützen. Davon waren 32 Accounts zuvor von Twitter entfernt worden. Donald Trump, dem auf Truth Social rund vier Millionen Anhänger folgen - auf Twitter waren es 89 Millionen -, soll seit seinem ersten Posting im April 2022 bereits 30 verschiedene Konten unterstützt haben, die QAnon nahestehen und aus diesem Kreis 65 Mal Postings retweetet haben (bei Truth Social heißt das "reTruthed").

Wie Newsguard weiter schreibt, soll der Ton auf Truth Social seit dem 8. August 2022, als das FBI Donald Trumps Luxus-Villa in Palm Beach, Florida, durchsucht hatte, deutlich rauer geworden sein. Drei Tage nach der Hausdurchsuchung, die dem Social Network viele neue Teilnehmer beschert hatte, erschoss die Polizei einen 42-jährigen bewaffneten Mann in Ohio, der ein FBI-Büro in Cincinnati stürmen wollte. Der Mann namens Ricky Shiffer soll auf Truth Social Tage vor seinem Angriff zu den Waffen gerufen und allerlei gewaltverherrlichende Postings veröffentlicht haben.

Truth Social wirtschaftlich schon am Ende?

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, könnten die Tage von Truth Social allerdings schon gezählt sein, denn Trumps Plattform steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Die für Truth Social gegründete Muttergesellschaft Trump Media and Technology Group (TMTG) sollte über das Übernahmevehikel (SPAC) Digital World Acquisition Corp. an die Börse geführt werden. Digital World hatte dazu 293 Millionen Dollar bei Investoren eingesammelt, eine weitere Milliarde hatten Investoren mit Sympathien für Donald Trump für einen Börsengang in Aussicht gestellt. Doch die US-Börsenaufsicht blockiert den Deal und hat zivil- und strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet. Sie möchte mehr Informationen über die Zusammenhänge mit Trumps anderen Unternehmungen und schaut sich auch den Aktienhandel von Digital World im Vorfeld der Ankündigung, die TMTG an die Börse zu führen, an.

SPACs haben aber nur eine begrenzte Lebenszeit, wenn sie keine Übernahme termingerecht zustande bringen. Laut Reuters müsste Digital World das bisher eingesammelte Geld bis Donnerstag (8. September 2022) zurückgeben. Auch die Zusage der neuen Truth-Social-Investoren über eine Milliarde Dollar gilt nur bis zum 20. September. Investmentbanker versuchen laut Reuters nun die Investoren zu einer Verlängerung ihrer Zusage zu bewegen. Doch das ist nicht einfach: Digital World braucht die Unterstützung von 65 Prozent der Aktionäre, um eine Liquidierung des Unternehmens zu verhindern. Doch die Privatanleger aus aller Welt sind nur schwer zu erreichen, Digital World ist dem Nachrichtendienst zufolge weit entfernt von der erforderlichen Stimmenmehrheit. (hv)