Trotz Pleite des Bauloewen - die Stiftung ist aus dem Schneider

06.05.1994

DARMSTADT/LEIPZIG (ar) - Der Zusammenbruch des Koenigsteiner Immobilienunternehmens Juergen Schneider und die Vorwuerfe an den fluechtigen Bau-Investor werfen ihre Schatten auch auf die gleichnamige Stiftung zur Foerderung des Technologie-Transfers. Gleichwohl ist zur Sorge kein Anlass: Das Stiftungskapital ist fuer die Glaeubiger nicht antastbar und zudem gut angelegt.

Der Anrufbeantworter in der Leipziger Niederlassung der Dr. Juergen Schneider Stiftung spult den Text wie ehedem ab - so als waere nichts passiert. Nach der bislang groessten Immobilienpleite der Nachkriegszeit ist die 1987 ins Leben gerufene Stiftung des aktiven Bauherrn (siehe CW Nr.5 vom 4. Februar 1994, Seite 44) aus dem Schneider - das Vermoegen der Dr. Juergen Schneider Stiftung nicht antastbar.

Die Stiftung ist laut ihrem Geschaeftsfuehrer, Manfred Bernhard, "in einer vergleichbar guten Position", und waehrend zahlreiche Handwerksbetriebe von Bayern bis Sachsen um ihre ausstehenden Posten in Millionenhoehe bangen, sehen die von ideellen Zuwendungen unterstuetzten Firmen keine Probleme fuer die Zukunft: Der Geschaeftsfuehrer der Magdeburger Ceplus GmbH, Heiko Kirchner, aergert sich zwar, dass die Banken wieder abgesichert sind, die kleinen und mittleren Unternehmen wohl leer ausgehen werden, empfindet Dramatik aber als unangebracht, und "da die Stiftungsidee von dem Desaster in keiner Weise beruehrt ist" fuehlt er sich "auch emotional nicht betroffen".

Das sieht bei den fuenf festangestellten Mitarbeitern schon anders aus: In Darmstadts Osannstrasse 11 ist keine Rede mehr von Expansion - die Planungen, die Aktivitaeten flaechendeckend auszuweiten und dafuer das derzeitige Stiftungskapital von fuenf Millionen Mark in fuenf Jahren auf 20 Millionen Mark aufzustocken, sind dahin. Nun ist Bernhard froh, wenn neben der schlagartig verhinderten Expansion nicht auch noch eine Fluktuation der ehrenamtlich taetigen Stiftungsmitglieder einsetzt. Damit auch kuenftig noch Jungunternehmer ideell gefoerdert werden koennen, muss vor allem der Name geaendert werden, denn der, so Bernhard, "ist eine Riesenbelastung".

Inwieweit die Stiftung gegruendet wurde, um Beziehungen zu schaffen, vermag Firmenbeirat Walter Kalthoff nicht beurteilen. Er geht von einer weiteren Know-how-Vermittlung des Braintrusts aus. Dem steht wohl nichts im Wege: Der Vorstand will die Stiftung konsolidieren und auch die international ausgeschriebenen Preise sind nicht gefaehrdet.