Aussteller loben gute Kontakte

Trotz organisatorischer Mängel war die Systems '97 ein Erfolg

07.11.1997

"Wir setzen auf Tiefe statt auf Breite in der Kommunikation", verkündete Joachim Enßlin, Geschäftsführer der Messe München GmbH, noch bevor die endgültigen Besucherzahlen vorlagen. Tatsächlich hat sich die Anzahl der IT-Interessenten, die den Weg auf das Ausstellungsgelände fanden, nur leicht von 106000 auf zirka 110000 Besucher verbessert. Die Aussteller waren dennoch zufrieden: "Es ist ein wenig zu ruhig, aber die Qualität der Besucher ist sehr gut", konstatierte Michael Schroeder aus dem Produkt-Marketing von Sun Microsystems zur Messehalbzeit. Auch beim Software-Anbieter Navision gab man sich zufrieden: "Die Systems bietet für uns eine deutlich bessere Resonanz als die CeBIT. In Hannover gibt es zu große Streuverluste", so Michael Sterk, Vertriebsleiter Partner-Management und verantwortlich für den Messeauftritt.

In Zahlen ausgedrückt, hat sich nicht viel geändert. Nach Berechnungen der Messegesellschaft ist der Anteil der Fachbesucher im Vergleich zum Vorjahr von 95 auf 96 Prozent gestiegen. Neben einem fünfzigprozentigen Zuwachs bei Messegästen aus Nord-, West- und Ostdeutschland - allerdings ausgehend von einem niedrigen Niveau - seien auch "mehr Besucher aus dem Ausland" gekommen, formulierte die PR-Abteilung der Messe München. Von der erhofften Ausweitung auf den osteuropäischen Raum ist dagegen nichts zu lesen. Messechef Enßlin drückte sich vor der Presse vorsichtig aus. Man habe "in hoffnungsvollem Umfang eine stärkere Reichweite erreicht". Betrachtet man den Auslandsanteil von knapp zehn Prozent bei den ausstellenden Firmen, so kann wohl auch 1997 kaum von einer internationalen Messe die Rede sein.

Offen ist nach wie vor, inwieweit es den Messeverantwortlichen gelingen wird, abtrünnige Aussteller (wieder) ins Boot zu holen. Mit Compaq, Hewlett-Packard und anderen Unternehmen führe man Gespräche, so Enßlin. Entsprechende Vertragsverhandlungen verliefen positiv.

Weniger erfreulich gestalteten sich offenbar die Systems-Vorbereitungen für so manchen Aussteller. "Die Messeorganisation im Vorfeld war schlecht", beklagt sich Barbara Dörges, Projektleiterin Messen & Veranstaltungen bei Intergraph Deutschland. "Die Werbemittel wurden viel zu spät zugesandt. Erst kamen die Gastkarten und zwei Wochen später der Rest. Wir konnten die Besucherprospekte überhaupt nicht mehr verschicken." Richtig auf die Palme brachte einige Organisatoren die schlechte Erreichbarkeit der Messegesellschaft . "Man hatte häufig Probleme, wenn man von der Messe irgend etwas brauchte", berichtet Simone Droll von der deutschen Netscape-Dependance. "Es gab zwei Telefonnummern vom Projektteam für die Systems, die unentwegt besetzt waren." Auch Maria Höhr vom Datenbankanbieter Informix ärgert sich über diesen Engpaß. "Die Messe München müßte mindestens noch drei Telefonnummern mehr für die Messevorbereitung schalten." Probleme traten offenbar auch dann auf, wenn Unteraussteller kurz vor Messebeginn noch in das elektronische Besucher-Informationssystem eingetragen werden sollten. "Das geht nicht, hieß es dann bei der Messegesellschaft", beschwert sich Peter Zerres, bei Acer Computer verantwortlich für die Messeorganisation. Statt dessen bekam er zu hören, die Mitaussteller bezahlten schließlich auch weniger.

"Wir sind in diesem Jahr in einen echten Engpaß gekommen", räumte Messechef Enßlin auf Anfrage der CW ein, schob aber die Schuld auf die Aussteller. Mehr Firmen als bisher hätten sich erst sehr spät angemeldet. Die Projektleitung habe dadurch das "Riesenproblem" bewältigen müssen, innerhalb kürzester Zeit eine Vielzahl von Anwendungen noch in das Konzept einzuarbeiten. Für die Systems '98 habe man unter anderem eine Bonusaktion gestartet, die eine rechtzeitige Voranmeldung sicherstellen soll. Auch Projektleiter Ernst Kick bläst in dieses Horn. Die Terminprobleme bei der Auslieferung von Werbemitteln sind nach seiner Darstellung auf verspätete Anmeldungen zurückzuführen. "Zu dem von uns ausgegebenen Anmeldeschluß hatten wir noch nicht alle Unternehmen", so der Manager. "Das hat unsere ganze Planung über den Haufen geworfen."

Von Planung kann nach Ansicht von Hans-Ulrich Hiekel, Leiter Marketing bei der GFT Informationssysteme GmbH & Co. KG, keine Rede sein. "Das war ein Drama bei der Messe München. Es fängt an bei den Anmeldeformularen, die in fünffacher Ausfertigung abzuliefern waren. Es gab aber auch kein Durchschreibepapier." Auch mit der Platzzuweisung zeigt sich Hiekel unzufrieden. "Wir wollten eigentlich mehr als 50 Quadratmeter. Hinter unserem Stand ist jetzt ein großer Gang, den die Messe einfach freigelassen hat, weil unser Nachbar den Platz nicht genommen hat. Man hätte uns die Fläche doch anbieten können. Da muß sich auf der nächsten Messe 1998 einiges ändern, sonst sehe ich schwarz." Bei aller Kritik findet jedoch auch Hiekel: "Die Systems ist im Vergleich zur CeBIT die hochwertigere Messe. Es gibt zwar weniger, aber bessere Kontakte.