Experten zweifeln an der Durchführbarkeit des Projektes

Trilogy: Superrechner nicht vor 1987

25.05.1984

CUPERTINO (cw) - Die Trilogy Ltd. hat jetzt den Auslieferungstermin ihres eigentlich schon für 1983 angekündigten neuen Großcomputers bereits zum dritten Mal verschoben. Nicht vor 1987 soll nach jüngsten Mitteilungen die Maschine mit einer wesentlich höheren Packungsdichte als derzeit angebotene Mainframes und einer neuen Architektur auf den Markt kommen.

Mit der Entwicklung von Großrechnern wollte Trilogy - von Gene Amdahl, dem Gründer der Amdahl Corp., aufgebaut - bis 1985 zu einem Konkurrenten von IBM werden.

In Branchenkreisen wird nicht nur von einem Imageverlust Trilogys gesprochen. Man zweifelt auch an der Durchführbarkeit des Projektes. Experten geben zu bedenken, daß Big Blue jetzt Zeit genug habe, mit der Entwicklung seines Mitbewerbers gleichzuziehen, wenn nicht sogar zum Überholspurt anzusetzen.

Trilogy will zunächst seine ursprünglichen Produkt- und Geschäftsstrategien neu überdenken. Um den Einnahmenausfall durch die verzögerte Auslieferung zu überbrücken, beabsichtigt das Unternehmen bereits vor der Markteinführung seines Rechners die "Wafer-Scale"-Chip-Technologie zu vermarkten.

Trilogy will ihre Großrechner auf Basis der neuen Halbleitertechnologie bauen. Dabei kommen 2 1/2 Quadratzoll-Chips zur Anwendung, von denen jeder angeblich 100 konventionelle Chips in Fingernagelgröße ersetzen soll. Im Januar hatten sich Lieferprobleme mit dem Chip abgezeichnet, woraufhin Trilogy den Starttermin für die Auslieferung ihrer Großrechner auf das vierte Quartal 1985 verschob. Im März wurde dann mitgeteilt, daß das Chip-Problem gelöst sei, die Rechner könnten jedoch nicht vor Mitte 1986 geliefert werden.

Das Trilogy-Betriebskapital beläuft sich der Mitteilung an die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC zufolge auf zur Zeit mehr als 100 Millionen Dollar. Dies sollte reichen, um bis zum dritten Quartal 1985 arbeiten zu können, so VWD. Danach werde man jedoch "beträchtliche zusätzliche Finanzmittel" brauchen, um das Projekt zu Ende führen zu können. Außerdem gab Trilogy bekannt, daß der kürzlich angekündigte Plan über ein Angebot an die Gesellschafter der Trilogy Computer Development Partners Ltd., ihre Beteiligungen gegen bis zu 6,875 Millionen Stammaktien einzutauschen, weiterhin in der Schwebe ist.