Kolumne

"Treue Platinum-Übernahme"

09.04.1999

CA hat wieder zugeschlagen. Dieses Mal handelt es sich nicht wie bei CSC um einen feindlichen Übernahmeversuch, sondern um einen mehr als freundlichen. Die Aktionäre und Platinum-Chef Andrew Filipowski tanzen wahrscheinlich immer noch auf den Tischen vor Freude über das 3,5 Milliarden Dollar hohe Angebot, das dem Dreifachen des aktuellen Börsenwerts entspricht.

Fragt sich nur, warum CA so viel geliehenes Geld in ein offensichtlich angeschlagenes Unternehmen investiert. Schließlich kann nur ein Teil von Platinums Produktportfolio ohne Überschneidungen in das Angebot der System-Management-Spezialisten integriert werden.

Platinum-Produkte und die hauseigene objektorientierte Datenbank "Jasmine" sollen den Nukleus für künftige Data-Warehouse- beziehungsweise Knowledge-Management-Lösungen bilden. Die 1000 Servicemitarbeiter im Hause des bis vor kurzem noch erbitterten CA-Gegners Filipowski kommen President Sanjay Kumar als Teil von "Plan B" ohnehin gelegen. So bezeichnet CA nach dem Scheitern der CSC-Übernahme den Aufbau von Beratungs- und Servicekapazitäten durch organisches Wachstum der Global Professional Service Division oder durch Kauf kleinerer Firmen.

Doch was passiert mit den System-Management-Aktivitäten von Platinum? Offensichtlich passen diese Produkte nicht ins CA-Programm. Ihnen dürfte ein ähnliches Schicksal drohen wie dem im Oktober letzten Jahres von Siemens übernommenen "Transview". Zwar sagt CA nach wie vor, daß dieses Produkt in "Unicenter" integriert werde, aber bislang sind keine konkreten Ankündigungen erfolgt. Das legt den Schluß nahe, daß CA im System-Management-Bereich wieder einmal in erster Linie am Know-how der Mitarbeiter und der Kundenbasis von Platinum interessiert ist.

Zusammen mit den Extraktions- und Data-Warehouse-Tools von Platinum das Datenbanksystem Jasmine zu einer Knowledge-Management-Lösung auszubauen ergibt für CA durchaus Sinn. So könnte die objektorientierte Technologie, die zwar intern eine wichtige Rolle spielt, von Kunden aber bisher nur sehr zurückhaltend angenommen wird, doch noch genügend Käufer finden.

Wenn diese beiden Vorhaben allerdings die einzigen Gründe für die Platinum-Übernahme sind, dann ist sie sehr teuer erkauft.