Trainingsanbieter unter Druck

28.05.2003
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Der Weiterbildungsmarkt in Deutschland stagniert. Insbesondere die Anbieter, die ihr Geschäft zum Großteil mit IT-Seminaren machen, mussten 2002 empfindliche Umsatzrückgänge hinnehmen. Für dieses Jahr rechnen die 15 führenden Unternehmen mit weiteren Einbußen.

In konjunkturell schlechten Zeiten sparen Unternehmen und Behörden vor allem an der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Das ist ein Fazit der nun veröffentlichten Lünendonk-Liste, die die 15 führenden Anbieter beruflicher Weiterbildung in Deutschland nach Umsatzentwicklung untersucht. Demnach gehören vor allem die Firmen, die mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen mit IT-Trainings erwirtschaften, zu den Verlieren im vergangenen Jahr. Sie bekamen den Einbruch der IT-Branche deutlich zu spüren, da Seminare im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik weniger nachgefragt wurden.

So schrumpfte der Weiterbildungsumsatz von Siemens Business Service (SBS) - im Ranking auf dem vierten Platz - um 14,5 Prozent auf 94 Millionen Euro. Ähnlich hohe Einbußen musste die CDI Deutsche Private Akademie für Wirtschaft GmbH hinnehmen. Der Münchner Anbieter, der sich vor allem auf Umschulungen im IT-Bereich spezialisiert hat, erwirtschaftete 2002 einen Umsatz von nur noch 30,6 Millionen Euro und damit elf Prozent weniger als im Vorjahr. Auch die großen IT-Hersteller wie SAP oder IBM verzeichneten nach den Schätzungen der Lünendonk-Berater im Schulungsbereich Rückgänge, konnten sich aber unter den Top Ten der Weiterbildungsanbieter behaupten.

Als stärkster Anbieter erwies sich erneut die DAA Akademie, die zur Deutschen Angestelltengewerkschaft gehört und sich auf staatlich geförderte Ausbildungen und Umschulungen konzentriert. Sie liegt mit 225 Millionen Euro Umsatz weit vor der Dekra Akademie und der TÜV Bildung und Consulting GmbH. Die beiden technischen Überwachungsvereine bieten Kurse im technisch-gewerblichen Sektor an.

Gedämpfte Zukunftsprognosen

Im vergangenen Jahr erzielten nur sieben der 15 führenden Weiterbildungsunternehmen ein Umsatzplus. Im Durchschnitt wuchsen die Einnahmen aller befragten Unternehmen um weniger als ein Prozent, 2001 waren das noch vier Prozent. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr ist noch gedämpfter: So stellen sich die Anbieter nicht nur auf Stagnation, sondern auf einen durchschnittlichen Rückgang um zwei Prozent ein. Allein die mittelfristige Geschäftsentwicklung sehen die befragten Unternehmen besser: In den nächsten fünf Jahren rechnen sie wieder mit einem Aufwärtstrend. Insgesamt stellt sich der Weiterbildungsmarkt als sehr heterogen dar. In diesem Sektor tummeln sich zwischen 5000 und 10 000 Firmen, viele von ihnen als Einzelkämpfer und nur ein Bruchteil mit mehr als 25 Angestellten.