Informatiker helfen ihrer Karriere auf die Sprünge

Topmanagement: Nicht- MBAs bleiben draußen

23.12.1998
Von Angelika Fritsche* Über den Wert des Master of Business Administration (MBA) wird heftig gestritten. Nichtsdestotrotz nutzen ihn immer mehr Informatiker, um auf der Karriereleiter nach oben zu kommen. Am besten ist es natürlich, wenn diese Ausbildung der Arbeitgeber bezahlt, denn Kosten von über 50000 Mark sind keine Seltenheit.

"Die Strapazen würde ich jederzeit noch einmal auf mich nehmen. Die Erfahrungen möchte ich nicht missen, vor allem nicht den internationalen Erfahrungsaustausch mit den Kollegen aus den verschiedenen Branchen", schildert Klaus Cech seine positiven Erfahrungen als Absolvent eines MBA-Programms.

Cech, der einen Bachelor-Abschluß in Electrical Engineering besitzt und heute als Senior Manager Backbone Operations bei Global One Telecommunications tätig ist, hat ein - berufsbegleitendes - "Executive programme" gewählt, das vom Netherland Institute of MBA Studies (Nimbas) und der University of Bradford getragen wurde. Das rund 80000 Mark teure Programm ist in 13 Module aufgeteilt und wird in sieben Blöcken, die jeweils neun Tage dauern, absolviert. Die Internationalität des Programms wird nicht nur durch die Teilnehmer, die aus aller Herren Länder kommen, garantiert, sondern ebenso durch die wechselnden Lernorte in der Türkei, den Niederlanden, in Frankreich, Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Vor Ort besteht die Möglichkeit, Unternehmen zu besichtigen und Gespräche mit Geschäftsleuten zu führen.

"Durch den Besuch der Istanbuler Börse oder eines Lebensmittelkonzerns in der Normandie hat das Institut die spezifisch lokalen Ausprägungen der Wirtschaft gut in Szene gesetzt", erinnert sich Cechs Studienkollege Bernhard Schmid, Informatiker und derzeit Geschäftsführer von Tria EDV-Consulting GmbH München.

Neben der internationalen Ausrichtung war für Cech ausschlaggebend, daß er das Studium berufsbegleitend absolvieren konnte. "Während der zwei Jahre sollte man sich allerdings dann auch nichts anderes vornehmen", beschreibt der Manager die hohe Belastung. Schmid pflichtet ihm bei: "Wer an einem derart straff organisierten Executive programme teilnimmt, muß ein stabiles familiäres Umfeld haben, um Studium, Beruf und Privatleben in Einklang zu halten."

Die beiden Manager haben sich nach jahrelanger Berufstätigkeit dazu entschlossen, den MBA in Angriff zu nehmen, weil er "der internationale Business-Führerschein ist". Beide sind sich einig: Wer seine Zukunft im IT-Management sieht, kommt um ein solches Studium nicht herum.

Der Lehrplan der meisten MBA-Programme umfaßt das gesamte Spektrum des internationalen Business - von Finanzen über Produktions- und Krisen- bis zum Innovations-Management samt allen Grenzgebieten.

Anhand praxisnaher und auf die Bedürfnisse der entsendenden Unternehmen abgestimmter Fallbeispiele wurde den Studierenden der Transfer zur betrieblichen Wirklichkeit geboten: "Die erfahrungsorientierte Ausbildung von Nimbas hat bei der Lösung von konkreten Aufgaben und Problemen in der Firma geholfen, da Ausarbeitungen zu den einzelnen Studiengängen an aktuelle Probleme angelehnt wurden", hebt der Telekommunikations-Manager Cech positiv hervor. Deshalb sei es wichtig, daß man bei Aufnahme des Studiums bereits über mehrjährige Berufserfahrungen in leitender Funktion verfügt: "Ich kann nur jedem empfehlen, dieses Ziel nicht zu früh zu verfolgen, da das MBA-Studium auf eigenen Berufserfahrungen aufbaut."

Rund 1000 MBA-Programme gibt es alleine in den USA, in Europa wird ihre Zahl auf 300 geschätzt. Die Spreu vom Weizen zu trennen fällt Außenstehenden nicht immer leicht. Cech empfiehlt deshalb, eine renommierte Schule zu wählen, die jahrelange Erfahrungen mit MBA-Programmen hat. Deshalb hält er auch nur wenig von den Angeboten, mit denen deutsche Universitäten seit kurzem die Business-Klientel anlocken wollen. "Die haben so gut wie keine Erfahrung mit so etwas. Bei diesem hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand muß das Angebot schon erstklassig sein, sonst lohnt sich das nicht."

Cech ist durch das Lernerlebnis so motiviert, daß er jetzt gleich noch eine Dissertation anschließen will. Noch werden viele Führungspositionen in der Wirtschaft mit Promovierten besetzt. Die weniger mit alten Traditionen und Ritualen behaftete IT-Welt wird auch hier möglicherweise neue Akzente setzen. Wo Praxisbezug, Kreativität und Findigkeit mehr gefragt sind als Hochglanzdiplome, könnte der MBA in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Die Qualität - zumindest bei den renommierten Programmen - kann sich allemal mit Hochschulgraden messen: "Es ist schwerer, in ein gutes MBA-Programm aufgenommen zu werden, als zur Promotion zugelassen zu werden", so der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Wilhelm Pfähler.

Die Vorteile des MBA gegenüber dem universitären Abschluß bringt Pfähler ebenfalls zur Sprache: "Während bei der Doktorarbeit ein Thema selbständig und in aller Breite und Tiefe bearbeitet wird, vermittelt der MBA neben dem Fachwissen auch Teamkompetenz und Know-how in der strategischen und operativen Unternehmensführung."

Für Cech steht fest: Wer ins Topmanagement will, der kommt an einem MBA nicht vorbei: "Bei den Jobangeboten in den größeren Firmen findet man für die interessanten Positionen immer häufiger den Satz: Education Level Desired: Master of Business Administration."

Doch Cech weiß auch zur Genüge über die Problematik in den deutschen Firmen Bescheid, die Mitarbeiter, die das Eliteprogramm in Angriff nehmen wollen, mit Argwohn betrachten: "Wenn der Arbeitgeber eingebunden ist, profitiert er von dem Studium seines Angestellten. In den USA werden solche Studiengänge von den meisten Firmen aktiv gefördert, in Deutschland liegt hier leider vieles noch im argen. Ein MBA wirkt sich dann fördernd aus, wenn man in der richtigen Firma ist."

Darüber müssen sich die Mitarbeiter der Heyde AG in Bad Nauheim, die ihren Kunden ein breitgefächertes Angebot von der IT-Beratung bis hin zur kompletten Anlage bietet, nicht den Kopf zerbrechen. Das 400 Kopf starke Unternehmen finanziert bewährten Mitarbeitern sogar das MBA-Studium, indem es 50 Prozent der Kosten übernimmt und den Rest als Darlehen gewährt, das durch Überstunden etc. abgegolten werden kann.

Matthias Sohler, 29 Jahre altes Heyde-Vorstandsmitglied und selber Besitzer eines MBA-Diploms, nennt drei wichtige Gründe für das eher ungewöhnliche Engagement seines Unternehmens:

"Für uns ist die Mischung aus Wirtschaft und Forschung wichtig, die die MBA-Ausbildung beinhaltet. Zudem wollen wir engagierte Mitarbeiter fördern, damit sie sich weiterentwickeln können. Das ist ein wichtiges Instrument unserer Personalentwicklung. Und drittens brauchen wir für unsere Geschäftsaktivitäten Generalisten mit internationaler Erfahrung, schließlich wollen wir neue Märkte erobern und expandieren."

Betriebswirt Sohler ist nicht der einzige MBA-Absolvent, der in seiner Firma einen Karrieresprung gemacht hat. Diplominformatiker Markus Nitschke, der zur Zeit noch ein MBA-Vollzeitprogramm in den USA absolviert, wird nach seiner Rückkehr ins Beteiligungs-Management aufsteigen. Vorher war er im Projekt-Management tätig. Der MBA war für ihn eine gute Vorbereitung, um auf eine höhere Management-Position zu gelangen: "Ohne die MBA-Ausbildung, bei der vor allem auch strategisches und globales Denken trainiert wird, ist es für einen IT-lastigen Mitarbeiter fast unmöglich, in die Ebene der operativen Unternehmensführung zu gelangen.

ForschungVDE vergibt Preis für Neuerung in der TK-Technologie

Zum siebten Mal vergibt die Informationstechnische Gesellschaft (ITG) im VDE, Frankfurt am Main, im November 1999 einen Forschungspreis für Telekommunikation. Der "Philipp-Reis-Preis", benannt nach dem Erfinder des Telefons, ist mit 20000 Mark dotiert. Verliehen wird er Elektroingenieuren und Naturwissenschaftlern, die einen Beitrag zur nachrichtentechnischen Neuerung mit volkswirtschaftlicher Bedeutung leisten. Bewerbungen nimmt die ITG-Geschäftsführung bis 6. April 1999 entgegen. Nähere Auskünfte erteilt Volker Schranz unter der Telefaxnummer 069/ 631 29 25 sowie per E-Mail VDE_Servicecompuserve.com.

Literaturtip

Schwertfeger, Bärbel: Das MBA-Handbuch: Business Schools im Profil, Karrierechancen, Tips und Trends, mit Fallstudien und Akkreditierungsliste der amerikanischen Business Schools auf Diskette. Econ Verlag, 1994. ISBN 3-430-18229-8.

Bickerstaffe, George: Which MBA? A critical Guide to the World Best Programs. Economist Intelligence Unit Ltd; Bezug über Buchhandlungen oder direkt über "The Economist" in London.

Master of Business Informatics

An der Rotterdam School of Management (RSM) kann man neben dem MBA zusätzlich einen Master of Business Informatics (MBI) erwerben. Dafür werden neben dem General-Management-Programm (Vollzeit: 18 Monate; Teilzeit: 24 bis 30 Monate) zusätzliche Kurse zu Einsatz und Implementierung von Informationstechnologien offeriert. Zudem können die Studierenden einen Teil ihres Programmes an einer der Partnerschulen der RSM in den USA, Japan, Europa etc. absolvieren.

Kontakt: Rotterdam School of Management Erasmus University P.O. Box 1738 NL - 3000 DR Rotterdam Telefon: 0031/10/408 20 92 Telefax: 0031/10/4529509 Weitere Informationen über MBA-Programme, die einen stärkeren IT- beziehungsweise Technik-Schwerpunkt setzen, gibt es im Internet unter: http://www.computerworld. com/home/online9697.nsf/ All/970521techno2

*Angelika Fritsche ist freie Journalistin in Bonn.