Daimler-Benz-Erfahrungen mit Software-Monitoren:

Top-Ten-Liste aufs Korn genommen

17.12.1976

KÖLN - "Die Paging-Raten bringen uns zur Zeit um. Wir haben Raten bis zu 80/s gehabt - und da ist eine IBM 370/158 zu", berichtete Ing. Othmar Augustin (Abt. Planung der Daimler-Benz AG) beim BIFOA-Seminar über Hard/Software-Optimierung in Köln. Das Senken der Paging-Raten hat bei Daimler-Benz (11 RZ in der Bundesrepublik, weltweit 30 Rechner) oberste Priorität: "Eine Rate, die - unter TSO - höher ist als 10 bis 15 will ich in Zukunft nicht mehr sehen."

Daimler-Benz (DB) setzt zur Schwachstellenanalyse und Programmoptimierung die von Computer Program Products (CPP) in der Bundesrepublik vertriebenen amerikanischen Software-Monitore SMS-CUE (für Hardware und Betriebssystem) sowie SMS-PPE (für Anwendungsprogramme) ein. Für die Untersuchung von Dateien soll ergänzend der Data Set Optimizer angekauft werden.

Ohne Norm kein Paging

Außerdem ist geplant, einen Paging-Optimizer einzusetzen: Die Automobilfabrik ist zwar einer der Vorreiter bei normierter Programmierung in Cobol - mußte aber feststellen, daß dadurch die Paging-Raten hochgetrieben werden. Augustin: "Die Fortran-Programmierer, die sich an keine Norm binden, haben auch keine Probleme mit Paging-Raten."

Optimierungs-Handbuch auf dem "Schwarzen Markt"

Bei Daimler-Benz werden die lauf enden Systeme zunächst mit Hilfe von SMS-CUE untersucht. Außerdem werden monatlich aufgrund der SMF-DAten "Top-Ten-Listen" gezogen, aus denen ersichtlich ist, in welchem Bereichen welche zehn Programme jeweils die prozentual längste Laufzeit hatten. Die Programme mit den längsten Laufzeiten werden dann mit Hilfe von SMS-PPE untersucht und eventuell optimiert. Alle Änderungen werden grundsätzlich dokumentiert - wenn sich neue Methoden als zweckmäßig erweisen, so werden sie in ein DB-eigenes "Optimierungs-Handbuch" auf genommen. Dieses Handbuch ist inzwischen so gesucht, daß sogar - nach Abschneiden des Firmenkopfes mit dem "guten Stern" - außer Haus (natürlich unberechtigt) gehandelt wird.

Bei Dokumentation gesündigt

Eines der Hauptprobleme für Augustin ist zur Zeit der Aufbau einer schlagkräftigen Gruppe: "Momentan ist ein großer König da, der tunt. Wenn solche Erfahrungen aber nicht weitergegeben werden, dann muß man bei Fluktuation stets wieder von vorn anfangen." Bisher ist auf diesem Sektor nach Meinung von Augustin viel gesündigt worden, weil die Ergebnisse von Untersuchungen und Optimierungsbemühungen nicht dokumentiert wurden.

Erst Soft-, dann Hardware-Monitoren

"Wir haben durch den Einsatz von Software-Monitoren mindestens ein Jahr Hardwareaufrüstung eingespart", erklärte Augustin zusammennassend. Jetzt interessiert er sich für Hardware-Monitore: "Ich glaube, daß man solche Geräte erst dann mit Erfolg einsetzen kann, wenn man die Möglichkeiten der Software-Systeme erschöpft hat." -py