72 Prozent der deutschen Unternehmen überschreiten Testzeitplan

Top-Management lehnt Tests ab

18.09.1998

Problematisch sei insbesondere, daß DV-Mitarbeiter nur selten in Belangen der Qualitätssicherung (QS) geschult werden. Auch die Fachabteilungen werden nicht für Tests von ihrem Tagesgeschäft freigestellt. Testing-Werkzeuge setzen gerade mal 43 Prozent der Befragten ein.

Der Lehrstuhl für Informatik sandte seinen Fragebogen an 589 deutsche Firmen. Neben Softwarehäusern gehörten die 100 umsatzstärksten Unternehmen sowie die 50 größten Banken und Versicherungen zu den Befragten. 74 Companys antworteten. Für bemerkenswert hielten es die Forscher, daß etwa ein Drittel der Unternehmen, die Standards einsetzen, beim Softwaretest nicht nach diesen Vorschriften vorgeht. Wobei auch 21 Prozent der nach ISO9000 zertifizierten Betriebe diese Normen nicht anwendeten.

Nur knapp die Hälfte aller Befragten plant den Aufwand für die Prüf- und Testphase und mißt anschließend auch die entstandenen Aufwände, ermittelten die Kölner. Insofern verwundert es nicht, daß 72 der Befragten ihren Testzeitplan überschreiten. Das scheint aber nicht ausschließlich an knappen Ressourcen zu liegen. Denn nur die Hälfte der Betriebe befand die zur Verfügung stehenden Mittel für QS-Maßnahmen als unzureichend. Verzögerungen in den vorgelagerten Entwicklungsphasen seien vielmehr Grund für die Terminüberschreitungen. Um die Gesamtprojektzeit aber nicht zu überschreiten, würden Tests dann einfach verkürzt oder fielen ganz aus.

Die Hauptschuld an der Testfeindlichkeit geben die IT-Verantwortlichen dem geringen Engagement des Top-Managements. Für QS-Maßnahmen zeige es wenig Interesse. Daneben sei der Erstaufwand bei automatisierten Verfahren sehr hoch und viele Entwickler aktzeptierten vorgeschlagene Methoden und Verfahren nicht. Die komplette 76seitige Studie ist für 50 Mark über den Lehrstuhl für Systementwicklung, Uwe Müller, E-Mail: umuellerinformatik.uni-koeln.de zu beziehen.