Vertriebsbüro in Deutschland eröffnet

Token Ring: Proteon lockt mit Tempo

19.05.1989

MÜNCHEN (CW) - Token-Ring-Netze - bei den deutschen Anwendern noch Stiefkind gegenüber Eihernet - hofft die Proteon International Ltd. auch hierzulande hoffähiger zu machen. Zu diesem Zweck eröffnete der US-Hersteller, der zur Zeit auf allen LAN- und WAN-Hochzeiten tanzt, ein Vertriebsbüro in Pfaffenhofen.

Die neugegründete Niederlassung soll die Distributoren und Value-Added-Resellers in Deutschland, Österreich und der Schweiz künftig darin unterstützen, die hauseigenen Token-Ring-LANs und Internetworking-Produkte an den Anwender zu bringen. "Der Token Ring wird Ethernet in zwei bis drei Jahren den Rang ablaufen", prognostiziert Suzanne Barclay, zuständig für Marketing Communications bei der amerikanischen Mutter in Westborough/ Massachusetts. Zumindest bei den deutschen LAN-Anwendern ist in dieser Hinsicht noch viel Überzeugungarbeit zu leisten: Ganze 17 Prozent geben dem Token Ring gegenüber Ethernet den Vorzug - mit einer derzeitigen Installationsrate von etwa 70, eindeutiger Favorit. Die Ursache für die mangelnde Popularität der Ring-Vernetzung bei den deutschen Benutzern vermutet David Bird, Marketing Manager von Proteon Europe in der Orientierung der deutschen User zu Großherstellern.

Doch nicht nur auf dem bundesdeutschen LAN-Markt, sondern auch beim Geschäft mit Weitverkehrsnetzen wollen die Amerikaner künftig mitspielen. Die neuentwickelte X.25-Interface-Karte verbindet öffentliche mit privaten Netzen. Der Datenaustausch erfolgt auf Basis des TCP/ IP-Protokolls (Transport Communication Protocol/Internet Protocol). Zusammen mit dem hauseigenen "P4200-Multiprotokoll-Router" bildet die X.25-Karte einen Systembaustein für die globale Verknüpfung von Netzen verschiedener Hersteller.

Der Router arbeitet auf Basis des Backbone Rings "Pronet-80 ", der laut Proteon bis zu 255 solcher Einheiten unterstützt. Mit seinem Token-Ring-Backbone versucht das Unternehmen sich die Türen zur FDDI-Zukunft offenzuhalten. Die Distributed-Data-Interface (FDDI)-Technologie unterstützt Hochgeschwindigkeitsnetze (100 Megabit pro Sekunde) auf Basis von Glasfaser-Doppelleitungen. Über einen entsprechenden Standard wird derzeit noch nachgedacht. Die Proteon-Manager, die bei den ANSI-Diskussionen auch ein Wörtchen mitreden, rechnen mit einem Abschluß des Standardisierungsprozesses noch in diesem Jahr. Zeitgleich damit soll dann auch das derzeit noch in der Entwicklung befindliche FDDI-Interface für den "P4200" verfügbar sein.