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Nutzer müssen künftig zahlen

Times verschließt sein Archiv

19.09.2008
Von pte pte
Das Online-Archiv der britischen Zeitung "Times" wird Usern ab sofort nicht mehr kostenfrei zur Verfügung stehen.

Dies gab die Chefredakteurin Anne Spackman bekannt. Ab heute muss für den Zugriff auf das mehr als 200 Jahre Zeitungsgeschichte umfassende Archiv eine Gebühr entrichtet werden. Erst im Juni diesen Jahres hatte das Traditionsblatt seine komplette Artikelsammlung frei zugänglich ins Netz eingestellt. Aber bereits damals hat Spackman darauf hingewiesen, dass man erst einmal erproben wolle, wie das Angebot von den Lesern angenommen wird und dann entscheiden würde, ob Gebühren erhoben werden oder nicht.

Jetzt teilte die "Times" mit, dass zukünftig 4,95 Pfund (6,25 Euro) für einen Eintageszugang zum Archiv fällig werden. Ein Monatszugang kostet 14,95 Pfund (18,87 Euro), ein komplettes Jahr 74,95 Pfund (94,65 Euro). Über die Pläne der Zeitung wurden die Nutzer via E-Mail informiert. Darin hieß es, dass sich der Verlag nach einer dreimonatigen Testphase nun entschlossen hat, doch Gebühren für die Archivnutzung zu erheben. Nach Angaben der "Times" greifen monatlich bis zu 80.000 Leser auf das Vermächtnis der Zeitung zurück. Das Archiv der "Times" umfasst sämtliche Ausgaben vom 1. Januar 1785 bis zum 31. Dezember 1985, inklusive Artikel über die Hinrichtung von Marie Antoinette (1793) oder die Schlacht bei Waterloo im Jahr 1815. "Das Besondere ist, dass wir die Artikel nicht einfach nur im Wortlaut auf der Website stehen haben, sondern im originalen Zeitungslayout, so wie damals die Zeitung erschienen ist", führt Spackman aus.

Spackman erklärte, dass nur die gezielte Suche nach Begriffen oder Ereignissen im Archiv kostenpflichtig sein werde. "Auch weiterhin werden wir täglich zwischen 3000 und 5000 Artikel auf unserer Homepage frei zugänglich anbieten", so die Chefredakteurin. Die Entscheidung der "Times" fällt in eine Zeit, in der Google kürzlich ankündigte, weltweit Zeitungsseiten digitalisieren zu wollen und diese kostenfrei ins Netz einzustellen. Zwar ist das Projekt erst einmal primär auf den nordamerikanischen Raum ausgelegt, doch beteiligen sich schon jetzt einige Zeitungstitel in Europa, so die "St. Petersburg Times". Gegenüber pressetext bestätigte ein Google-Sprecher, dass eine weitere Expansion des Vorhabens zu einem späteren Zeitpunkt geplant sei. Ziel des Internetriesen ist es, Milliarden von Zeitungsseiten den Usern zugänglich zu machen. Dabei übernimmt Google die Digitalisierung der Zeitungsseiten. Wie üblich wird die Finanzierung über Werbung sichergestellt. Der Suchmaschinenanbieter kündigte an, die Gewinne aus den geschalteten Werbeanzeigen neben den Archivseiten mit den Verlagen teilen zu wollen.

Auch in Deutschland habe zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften bereits ihre Archive digitalisiert und den Nutzern zugänglich gemacht, darunter der "Focus", der "Spiegel" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Jedoch müssen User auch bei der FAZ Gebühren für das Abrufen von Artikel zahlen, bis zu drei Euro für einen Beitrag. (pte)