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AOL schafft Minigewinn

Time Warner verdient an Film und Fernsehen

03.02.2010
Der US-Medienriese Time Warner scheint die schwere Krise endlich hinter sich gelassen zu haben.
Die Zentrale von Time Warner in New York
Die Zentrale von Time Warner in New York
Foto: dpa

"Time Warner hat alle seine Ziele für 2009 erreicht", sagte Konzernchef Jeff Bewkes am Mittwoch in New York. Im Schlussquartal legte das Geschäft erstmals seit langer Zeit wieder zu. "Unsere Filmstudios und TV-Sender haben Rekordgewinne erzielt", stellte Bewkes fest.

Das Geld in die Kasse spülten Kinostreifen wie "Harry Potter und der Halbblutprinz" oder "Sherlock Holmes". Unterm Strich verdiente Time Warner 627 Millionen Dollar nach einem gigantischen Verlust von 16 Milliarden Dollar vor einem Jahr. Der Konzern hatte damals unter anderem den Wert seiner Kabelsparte massiv nach unten korrigieren müssen.

Krisensparten ausgelagert

Mittlerweile hat die Medienfirma ihr Kabelgeschäft unter dem Namen Time Warner Cable als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht, genauso wie die problembehaftete Internet-Tochter AOL. Beide schrieben nach gigantischen Verlusten zuletzt Gewinne, haben aber jeweils mit einem Kundenschwund zu kämpfen.

AOL schafft Minigewinn

Der Internet-Pionier AOL ist durchwachsen in die Eigenständigkeit gestartet. Das seit Mitte Dezember wieder an der Börse notierte Unternehmen konnte zwar im vierten Quartal einen kleinen Gewinn erzielen. Doch setzte sich der Kundenschwund fort. AOL müsse sich weiter verändern, räumte Konzernchef Tim Armstrong am Mittwoch in New York ein.

Der Gewinn lag bei gut einer Million Dollar. Im Vorjahr war nach vergleichbaren Zahlen noch ein Verlust von knapp zwei Milliarden Dollar angefallen. Der Umsatz gab indes um 17 Prozent auf nur noch 810 Millionen Dollar nach. Die Flucht der Kunden spiegelte sich in geringeren Werbeerlösen wider.

AOL versucht mit Einsparungen, die Auswirkungen des rückläufigen Geschäfts auszugleichen. Im November hatte AOL angekündigt, rund 2500 Stellen und damit ein Drittel aller Arbeitsplätze zu streichen. Aus Deutschland hat sich das Unternehmen ganz zurückgezogen.

Die vor 25 Jahren gegründete AOL hatte sich auf dem Höhepunkt der Internet-Euphorie mit dem Medienkonzern Time Warner zusammengeschlossen. Als die sogenannte Dotcom-Blase platzte, geriet die 100 Milliarden Dollar schwere Ehe in eine Krise. AOL wurde zu einer Randsparte des Konzerns degradiert. Letztlich entschied sich Time Warner für die Scheidung.

Bei Time Warner stieg der Umsatz im wichtigen Weihnachtsquartal um zwei Prozent auf 7,3 Milliarden Dollar. Dabei machte sich die wieder angesprungene Konjunktur bemerkbar. In der Krise waren branchenweit die wichtigen Werbeeinnahmen weggebrochen, weil die Firmen ihr Geld zusammengehalten hatten.

Mobile Geräte

Time Warner will nun durchstarten und die mobilen Internet-Geräte erobern - mit Fernsehen für unterwegs und digitalen Ausgaben von Magazinen. Elektronische Lesegeräte wie Amazons Kindle oder der neue Apple iPad gelten derzeit als große Hoffnung für die Medienindustrie. Time Warner geht damit einen ähnlichen Weg wie Milliardär Rupert Murdoch mit seiner News Corp.

Er blicke mit Zuversicht auf das laufende Jahr, sagte Time-Warner-Chef Bewkes. Zu seinem Reich gehören unter anderem das Filmstudio Warner Brothers und der TV-Nachrichtensender CNN. Mit dem Time-Verlag ist er auch im Zeitschriften-Geschäft aktiv und verlegt unter anderem "Sports Illustrated" und das Klatschmagazin "People".

Dividende

Die Aktionäre sollen durch eine höhere Dividende und einen erweiterten Aktienrückkauf an dem guten Abschneiden beteiligt werden. Sie bekommen nun mit 0,2125 Dollar je Anteilsschein gut 13 Prozent mehr ausgeschüttet als bislang. Den ursprünglich fünf Milliarden Dollar schweren Aktienrückkauf stockt das Management auf sieben Milliarden Dollar auf. (dpa/tc)