Apfel nach Texaner Art:

TI bietet Mac mit integriertem Lisp-Chip

11.03.1988

PARIS - Micro-Explorer nennt sich ein neuartiges Zwitterding aus Apples Macintosh-II und einem speziellen, schnellen Lisp-Chip des Halbleiterkonzerns Texas Instruments (TI). Diese Maschine, sie trägt die Firmen-Logos beider Unternehmen, wird von TI vertrieben und soll, "Künstliche Intelligenz" zu einer erschwinglichen Sache für jedermann machen.

Im Zuge einer US-amerikanischen Satelliten-Pressekonferenz mit Fernleitung nach Paris betonte Jerry Junkins, der President und Chief Executive Officer von TI, mit Blick auf das neue System: Das Zusammenführen der Leistungspotentiale der beiden Firmen Apple und TI sei "ein entscheidender Schritt", der wohl bald zu einer "beträchtlichen Ausweitung der applikationsspezifischen und ökonomischen Möglichkeiten der KI-Technik führen" werde.

Für John Sculley, den Chairman und Chief Executive Officer von Apple, stellt die Kooperation mit TI einen Weg dar, dem Macintosh-II durch Einsatz des Lisp-Coprozessors "neue Anwendungsbereiche zu erschließen". Man könne erwarten, daß KI auf dem Mac künftig vermehrt eingesetzt werde, um damit "komplexe betriebliche Probleme zu bearbeiten".

Im Zuge des neuen Abkommens zwischen TI und Apple wird TI die Apple-Rechner kaufen und mit einer speziellen Coprozessor-Karte ausbauen, die neben dem Lisp-Chip auch die typische Software-Umgebung bieten soll, die TI für seine Lisp-KI-Rechner der Explorer-Serie entwikkelt hat. Der Lisp-Chip ist laut TI speziell für die Entwicklung und den Einsatz von Anwendungen der symbolischen Datenverarbeitung optimiert; doch könne man auf der neuen Doppelmaschine natürlich auch konventionelle Macintosh-II-Programme laufen lassen.

Mit dem neuen System, das in Europa ab knapp 21000 Dollar zu haben ist, will TI primär den Allzweck-Workstations entgegentreten, die ja gleichfalls zur Ausführung von fertigen Lisp-Programmen angeboten werden. Denn im Vergleich zu jenen Maschinen soll der neue Rechner, trotz des günstigeren Preises, wesentlich schneller sein; und erwirbt man gar einen Micro-Explorer mit allen Schikanen zum Preis von rund 37000 Dollar, so hat man außerdem die-laut TI-komfortable Explorer-Umgebung zum effizienten Entwickeln neuer KI-Anwendungen zur Verfügung.

Besitzer von Mac-II-Rechnern haben außerdem die Möglichkeit, einen besonderen Aufrüstsatz zu ordern und so aus ihrer alten Maschine gleichfalls einen Micro-Explorer zu machen.

Der neue Micro-Explorer soll nach Angaben von TI zum annähernd halben Preis auch etwa die halbe Leistung eines Explorer-2 bringen, der von TI wiederum als "leistungsstärkste KI-Maschine der Welt" bezeichnet wurde. Und im Vergleich zu gewöhnlichen Arbeitsstationen ohne Lisp-Chip soll der Micro-Explorer gleichfalls die derzeit schnellste KI-Maschine sein, erläuterten TI-Mitarbeiter in Paris; sein Tempo soll dem der Workstations mit KI-Software um das Fünf-bis Zehnfache überlegen sein.

David Monk, bei TI für das internationale KI-Geschäft zuständig, sagte in Paris, am Mac-II habe man vor allem interessant gefunden, daß dieser Rechner mit seiner Maus und seiner Fenstertechnik "sehr gut in die KI-Umgebung des Explorer-Chips paßt".

Auch basierten beide Rechner auf dem speziellen Mehrprozessor-Bus "NuBus", den das Massachusetts Institute of Technology entwickelt habe und für den TI eine Lizenz an Apple vergeben habe. Und schließlich erzeugten Lisp-Maschinen ja einen derart "sophisticated" Output, daß man schon deshalb um die exzellente Grafik froh sei, die der Mac-II biete: Sie nämlich erlauben, diesen Output nun übersichtlich darzustellen.